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Nachschlag: Polens Staatschef Jaroslaw Kaczynski


Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) reagierte laut Spiegel-Online (3. November) und Bild Zeitung (4. November) mit scharfer Kritik auf die polnische Richtlinie. "Solche Regelungen, wie Politiker zu fotografieren sind, kennen wir nur aus Diktaturen", sagte DJV-Sprecher Hendrik Zörner in Berlin. In Weißrussland würden Journalisten auch inhaftiert werden, sagte Zörner. Es sei "unakzeptabel", Bildjournalisten Vorschriften zu machen, wie Politiker abzulichten seien.

Kommentar

Von Franziska Sylla 
Politiker ablichten -   » "Man versucht, das Schönste herauszuholen"  
  Beim Besuch des Ministerpräsidenten von Polen Jaroslaw Kaczynski war ich genauso bemüht wie gewöhnlich, das beste aus den "Objekten" herauszuholen. Ich habe die staatsmännische Ausstrahlung gesucht, das Grandezza, den Blick, der stolz und erfüllt gen Himmel geht, die Sekunde, in der ein Staatsmann sich eins fühlt mit seinem Amt und seiner inneren Person.

Pressefotografen suchen auch die ehrfurchtseinflössende Kopfbewegung, die die nach hinten oben geht, wenn die höchsten Beamten in klarster Bewußtheit geistesgegenwärtig sind, beim Zuhören, beim Antworten. Viele Fotos waren mir an diesem Nachmittag zu unspektakulär. Ich wollte auch das Profil. "Du musst das Profil so hinbekommen", dachte ich, dass der Premier etwas größer wirkt, als unsere Deutsche Kanzlerin. Stelle ihn dar in einer Größe, die seines Amtes würdig ist, ohne dass es sich an seine Äußerlichkeit festmachen liesse.

Nicht immer hat ein Staatschef die richtigen Berater zur Charisma Schulung. Nicht immer kompensiert er dieses Wissen mit Reglementierung, denn der Respekt, der einem entgegengebracht wird, beruht auf Gegenseitigkeit. Das Verständnis auch. Als sich Kaczinskys und meine Augen trafen beim Absetzen der Kamera, wußte ich, dass ich heute ein Schwachpunkt getroffen hatte. In einem psychologischen Moment der völligen Hilflosigkeit in einer Situation, in der er Macht ausstrahlen wollte, erinnerte er sich - entäußerte er sich - indem er mit seinen Augen durch die Kamera der Fotografen sah.  
 
  Ich bekam einen Seitenhieb, von links. In der Hitze meiner Beobachungen durchs Objektiv, vergass ich den Mahner anzublicken. War ich doch selbst über die unausgesprochene Spannung und mein Herzklopfen zu perplex ...und hilflos. Denn ich wähnte mich doch als eine Fotografin, die versuchte, das Schönste heraus zu holen. Kaczinski hat das Verbot, ihn vom Profil zu fotografieren, am Freitag wieder aufgehoben und ich hatte, mir erst heute verständlich, dauernd an ihn denken müssen.

Jetzt hat er auch für mich Deutschland verlassen, aber ich werde mich mein Leben lang daran erinnern, dass Regierungschefs verletzbare Gefühle haben und nicht immer vom Verstand regiert werden und verstandesgemäß handeln können. Aber lernen können Sie - und das ist die schönste Größe, die ein Oberhaupt erreichen kann, dann verzeiht das Volk ihm fast alles.
LÄ10.November 06, 19.09, fs.  
 



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Polens Premier Jaroslaw Kaczynski in Berlin



Ein formelles Treffen, bei dem die Entschädigungsfragen blieben, aber die jeweilige Haltung beider Regierungschefs dazu deutlich wurde. Beim Ziel, einen gemeinsamen Energiemarkt in Europa aufzubauen, wollen beide ihren Streit über die Ostseepipeline beilegen. (Text/ Foto : mmb/Franziska Sylla) LÄ 2. November 2006