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Neuausrichtung der (Freiwilligen) Bundeswehr

Gesucht: Jede Menge Freiwillige


Pläne zur Entwicklung von Wehr- und Bundesfreiwilligendienst

Berlin 16./18.5.2011. Bis vor kurzem galt besonders für junge Männer eine in der Regel verpflichtende Zeit zwischen Schule und weiterem Berufs- oder Bildungsleben, in der entweder eine Dienstzeit bei der Bundeswehr oder ein Ersatzdienst bei einer sozialen Einrichtung geleistet werden musste. Von nun an gibt es beides nicht mehr. Weder Wehr- noch Zivildienst sind Pflicht. Stattdessen setzen die Bundesministerien für Verteidigung und Jugend auf Freiwillige.

Am Mittwoch hat Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) die Neuausrichtung der Bundeswehr vorgestellt und somit auch mitgeteilt, was aus dem ehemaligen Wehrdienst werden soll. Im Rahmen der Bundeswehrreform fällt nun auch der Zivildienst aus und mit ihm wichtige Stellen innerhalb von sozialen Einrichtungen, die jahrzehntelang durch die „Zivis“ besetzt wurden. Wenn auch das zuständige Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) den Zivildienst als arbeitsmarktneutral bezeichnet, so müssen die Einrichtungen nun fortan auch auf Freiwillige hoffen.

Diese Freiwilligen stammen aus einem neuen Programm, das an die Stelle des Zivildienstes tritt: Der Bundesfreiwilligendienst (BFD). Zum offiziellen Start der Werbekampagne für den BFD unterzeichnete die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) zusammen mit engagierten Menschen am Montag die ersten symbolischen Verträge. Die vier Personen werden sich nun in verschiedenen sozialen Bereichen engagieren. Freiwillig, wie gesagt.

Das Bundesfamilienministerium setzt dabei vermehrt auf ältere Menschen. Im Gegensatz zum Zivildienst geht es nun nicht mehr nur um junge Menschen, die nach der Schule eine Phase sozialer Arbeit leisten, sondern um eine gesamtgesellschaftliche, freiwillige Tätigkeit. Darüber hinaus sei es aber auch die Aufgabe, junge Menschen für ein solches Engagement zu begeistern. Das Ziel, so Schröder, sei eine Beteilung von 35.000 Freiwilligen jährlich. Dieser Zahl, die bis zum Jahr 2012 erreicht werden soll, sieht die Ministern „optimistisch entgegen“. Einfließen werden dabei auch 14.300 Zivildienstleistende, die sich in ihrer Einrichtung unverbindlich weiter betätigen möchten.

Weniger optimistische Zahlen sieht der Verteidigungsminister für die Bundeswehr. Thomas de Maizière hat die Zahl der erwartbaren Freiwilligen auf „5.000 plus X“ begrenzt. Dabei wäre jedoch noch ein Spielraum nach Oben bis zu 15.000 offen. Jedoch wolle man sich keinen Visionen hingeben und sei mit der Zahl der 5.000 „auf der sicheren Seite“, so der Minister. Diese Zahl würde den Erneuerungsbedarf der Bundeswehr an jungen Nachkömmlingen decken. Dabei geht es aber nur um die Zahl der Zeitsoldaten. Die Zahlen wurden neu bewertet, nachdem de Maizières Vorgänger Karl-Theodor zu Guttemberg (CSU) die Reform zwar angestoßen hatte, sie durch seinen Rücktritt jedoch nicht fortsetzen konnte.

Es ist nun schnell gegangen, sowohl für die Bundeswehr, als auch für die Einrichtungen, die den Zivildienst in Anspruch genommen hatten. Eine längere Übergangsphase hätte sich Kristina Schröder jedoch nicht gewünscht. Sie betonte, dass es schnell gehen musste, nachdem der Wandel beschlossen wurde. Ein längerer Übergang hätte die Situation nur noch erschwert. Einen anderen Eindruck macht die Bundeswehr. Hier scheinen zeitgemäße Veränderungen schon lange vor sich hergeschoben worden zu sein, dennoch scheint die nun doch schnell beschlossene Reform die Armee um so härter zu treffen.

Betroffen vom Wandel sind vor allem die zuständigen Behörden. Bewerbungen für den BFD gehen fortan nicht mehr über die Kreiswehrersatzämter an das Bundesamt für Zivildienst, sondern an die Einrichtungen selbst. Somit müssen hier attraktive Stellen angeboten werden, damit junge Menschen auch Interesse haben, einen freiwilligen Dienst zu leisten. Auch der Einzug in die Bundeswehr geht nun nicht mehr von den Kreiswehrersatzämtern aus. Diese fallen unter eine behördliche Zusammenlegung mit den Zentren für Nachwuchsgewinnung. Das neue Amt habe jedoch noch keine Bezeichnung, sagte de Maizière. Auch Standort- und Personalfragen seien zur Zeit noch nicht geklärt.

Sowohl BFD, als auch der Freiwilligendienst bei der Bundeswehr müssen nun starke Werbemaßnahmen unternehmen und attraktive Angebote vermitteln, um ihren Bedarf zu decken. Daran appellierte auch Ministerin Schröder und berief sich dabei auf das Motto „Nichts erfüllt mehr, als das Gefühl gebraucht zu werden“. Ähnlich sieht es der Verteidigungsminister und machte klar, dass es bei der Freiwilligenarmee nicht um „Gammeldienst“ gehe, sondern eine „Ehre, zu dienen“. In beiden Fällen sei es nun an der Gesellschaft und den Einrichtungen, „sich die Hand zu reichen“. (cw)



Abbildung: Thomas de Maizière - (Bild: archiv/sylla)

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