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Afrikas Parlamente vergaßen Kulturministerium !

Afrika - Kultur: Zwischen.Welten


Kunst globalisiert politisches und gesellschaftliches Leben. Kunst ist international : "Meine Wurzeln sind afrikanisch, aber meine Äste sind überall." (Felix Kama, Schauspieler, Stuttgarter Theater). (Bild : mmb) [Mehr]

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"Kultur : Zwischen.Welten"


Einen facettenreichen Blick auf die aktuelle Kunst und die Kunstschaffenden aus Afrika und Deutschland gab das Fachgespräch am 23. Oktober im Paul-Löbe Haus frei. Die für auswärtige Kulturpolitik zuständige Bundestagsabgeordnete Uschi Eid, der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen, lud national und international ambitionierte Künstler ein mit Wissenschaftlern, Funktionären und anderen Künstlern unter dem Motto "Kultur : Zwischen.Welten" zu diskutieren.

Referenten und Gäste waren sich einig: Die geistig-seelischen und transformierenden Kräfte im Menschen, die sogenannten Intuitionen, müssten mehr Akzeptanz und Annerkennung in der Gesellschaft finden. Die finanzielle Bewertung künstlerischer Prozesse müsse verstandesmäßig erfassbar und für Andere einsichtig werden - Kunst sei kein Luxusprodukt, sondern eine menschliche Fähigkeit, die ihren Wert hat und Bewertung einfordert. Individualität und zeitgenössische Kunst seien im Zeitalter der Globalisierung tranditionsübergreifend, sie abstrahieren politisches und gesellschaftliches Leben auf eine internationale und transnationale Ebene.

Felix Kama sagte dazu treffend " Ich bin ein Baum, dabei sind meine Wurzeln afrikanisch, aber meine Äste sind überall." Kama schreibt Geschichten und arbeitet als Schauspieler am Stuttgarter Theater. Er bemängelt, dass Afrika noch "weit entfernt sei" von demokratischen Verhältnissen und einer der Staatspräsidenten sogar das Kulturministerium beim Parlamentsaufbau vergessen habe. Die Erkenntnis, dass afrikanische Politiker noch nicht soweit seien, Kultur als gesellschaftliche Errungenschaft und Entwicklungschance auzusehen, teilte er mit der Mehrheit der Anwesenden. Doch auch hier müsse konkret und aufmerksam betrachtet werden, ergänzte Bernd Pirrung vom Goethe-Institut Johannesburg. "Es gibt in Südafrika bereits Offenen Radiokanäle." Er halte es für wichtig, die Regionen zu berücksichtigen, in denen der Demokratisierungsprozess gewachsen sei und deren Ausstrahlung auf andere Regionen und internationale Ebene zu nutzen.
(Bilder / Texte : mmb)


Einige Künstler stellten sich und Ihre Werke vor. Die digitalen Werke des Medienkollektivs Ingrid Mawangi & Robert Hutter aus Nairobi/Ludwigsburg machten den Gästen klar, wieviel Direktheit und Intimität entstehen kann, wenn Kunst und Leben, Intuition und weltlicher Ausdruck in Wort und Tat zusammentreffen. Von der innigen Berührung, über ein Gänsehaut erregendes Ekelgefühl bis hin zur Erhabenheit durch den harmonischen Gesamteindruck konfrontieren Mwangi&Hutter den interaktivierten Dritten, ja schocken. Als vertrüge der Mensch die Wahrheit nur häppchenweise und in nachvollziehbaren visuellen und akustischen Dosen, das alles noch dazu hübsch verpackt.

Die Chancen, sich und ihr Schaffen einer ausgewählten Öfentlichkeit gegenüber zu öffnen, nahm das Künstlerpaar Mwangi&Hutter freundlicherweise wahr. Sie hatten sich zu einem dyadischen Zyklon zusammengeschlossen, "wir wurden ein Ding". Kennengelernt hatten sich beide 2002 in einem Bildhauerkurs, "sie war meine Schülerin, da ist es dann passiert", sagte Robert Hutter. Der inneren Aufgabe gestellt fanden sie sich und ihre künstlerische Persönlichkeit beim "Suchen der eigenen Wunden, um die eigene Identität zu entwickeln", so gab es ihnen auch die gemeinsame Kunstprofessorin Ulrike Rosenbach mit auf ihren Lehrweg.


Dabei entdeckten sie die Ausdrucksformen der Rauminstallationen für sich. Gemischt mit der digitalen Fotografie und Stilmitteln andere Kunsthandwerke wie der Tatoomalerei oder Bildhauerei kreieren sie Perfomances, die ihnen die Selbstentdeckung ermöglichen. Sie finden sich frei genug, Risiken einzugehen und das Unbekannte harmonisch in die materielle Welt zu ziehen. "Mit dem anderen vollkommen zu verschmelzen", wie Robert die schöpferische Idee beschreibt, das wird bei Ingrid und Robert im künstlerischen Schaffen genauso sichtbar, wie "im Gebären unseres ersten Kindes", sagt Robert langsam, als müsse er die Worte aus den tiefen des Raumes erst zu einem Satzbau installieren.

Mit ihrem Kind wurden die Fragen nach der finanziellen Bewertung ihre Arbeit noch wichtiger, erinnert sich Robert. Waren sie in den ersten Phasen ihres Lebens von der Familie und durch "unsere Stipendien gut versorgt gewesen, lernen wir unsere Arbeit als Dienstleistung und nicht als Ergebnis zu definieren", erklärt Ingrid.

Frisch und ungezuckert - Buza Lemvo



Die finanzielle Anerkennung als Einkommen sichert noch nicht das Leben und Wirken des Musikers Buza Lemvo. Er ist ein Hip Hop Musiker. "Wir singen halt nicht nur über Mädchen, schnelle Autos und die Träume, die sich mit Geld erfüllen lassen." Die Gruppe NKA rapt intensive, sozialpolitische Songs, voller Poesie, von Videoaufnahmen untermalt. Die Textinhalte, der auf ihrer Heimatsprache gesungenen Lieder, sind voller ursprünglicher, traditionell eingefärbter Metaphern.

Lemvos Songs beschreiben das Böse auf unverblühmte direkte Weise, ohne den künstlerischen, anmutenden Aspekt zu verlassen. Auf Messersschneide, direkt zwischen der totalen Ablehnung von sozialer Unterdrückung und des Mordens Unschuldiger, gelingt der Band mit dem Sprechgesang des Hip Hops und der traditionsverhafteten, von wenigen Menschen verstandenen Sprache des Mutterlandes Kinshasa, die Zeitextreme an sich zum musikalischen Kunstausdruck zu erheben. NKA sind nur was für Junggebliebene, die zartbittere Schokolade schätzen - unzwar frisch und ungezuckert. (LÄ 16.12.06, fs)



(LÄ 25. Oktober 21.45, fs)

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