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Vortrag in Versen - mit Folgen 3.4.10

Ein Zuhörer im Deutschen Bundestag.

(Foto: archiv05/fs)


Der Freiluft-Referent Namens Kutte war bekannt,
weil er sich stets vor dem Reichstag befand,
wenn das Parlament im Hohen Haus tagte
und er auf seine Weise Wahrheit wagte.

Wenn er dort im langen, grauen Gewand,
einer Kutte, auf einer Apfelsinenkiste stand
und mit seinen Sprüchen stets Zuhörer fand.
war er immer ein Kontrapunkt, der zwischenfunkt.

Er schonte keinen –
außer den EINEN:
Neuerdings wurde er heftig,
man kann sogar sagen, deftig:

„Ob Pastoren
oder Professoren –
sie reden meist um den ‚heißen Brei’ herum.
Doch ohne ein deutliches Wort bleibt die Masse dumm!

Nehmen wir das Beispiel Sex.
Da haben Geistliche wohl einen Komplex!
Warum sagen sie nicht: Es ist doch unbestritten,
Glück wie Unglück liegt in der „Mitten“!

Ob Mensch oder Tier,
ob’s zwei Beine hat oder vier,
der Sog der Sinne
führt dort hinne.

Man(n) will’s erleben,
auch das eigene Vergehen!
Ob „Rausch“ im Büro
oder auf dem IC-Klo!

Oder ganz sanft unter der Kutte -
man hat Jungens! Bloß keine Nutte!
Und vielleicht ist’s gar kein Verbrechen,
worüber die Sünder heut’ungern sprechen!

Liebe ist ein schleichendes Gift,
egal, ob es Alte oder Junge trifft.
Aber Sexgenuß macht Verdruss,
wo es doch heute heißt, verhinder’ Kinder!

Drum baut Schering die Firma aus.
Die Pillendreher sind fein raus
Sie machen Gewinn und dem Nachwuchs den Garaus!
Ganz ohne Krieg mit Bomben. Aber mit Tromben!?

„Pfui!“, rief es aus der Menge „der Mann ist verwirrt!“
Aber Kutte setzte trotz der Zwischenrufe unbeirrt
seine Ausführungen fort,
am Berliner Bannmeilen-Ort:

Und er sprach törichterweise vom „Spiel“-Raum für Schwule –
„die lieben allemal nicht Kinder oder Hochzeitsbambule,
und erst recht nicht Frauengequassel bis zur Rente
oder gar noch für adoptierte Gören Alimente!

Es kommt alles zusammen:
Zum Beispiel arbeitslose Ammen! -
Wir brauchten echte Liebe voll Wonnen!
Wie wären Liebes-Klöster mit Nonnen?“

Nun allerdings platzte einigen der Kragen:
„So was kann man doch nicht sagen,
und sogar öffentlich zu sagen wagen…
ausgerechnet in diesen vermönchten Tagen!“

Die Freiluft-Debatte eskalierte.
Und Kutte, der sich neuerdings nicht mehr zierte,
nutzte diese Zufalls-Runde;
ja es polterte aus seinem Munde:

„Unsere gerontologische Gesellschaft ist schlapp!
Wir haben keine Attentäter in unseren Reihen
und sollten uns mal paar Taliban leihen!
Die bringen uns auf Trab! Sonst nimmt das Böse nicht ab!

Der Sprengstoff muss nicht umgürtet werden,
er steckt schon in uns und in unseren Gebärden,
Die Zündschnur ist unsere Geduld, und die ist nicht lang!
Wir brauchten Fanatiker; dann wird’s den Frechen bang!

Es fehlt rings um Strenge.
‚Wer nicht pariert, kriegt Senge’
war Vaters altes Prinzip.
Und, `bisschen Angst ist besser als ein Hieb!’

Auch für die Kinder! Sie müssen bald das Land regieren.
Das geht nicht mit Hobbys und Handys oder Erziehung negieren.
Nein! Am Ende beweist erst das Kind,
dass wir Gottes Ebenbilder sind!“

Nun war im wahrsten Sinne der Teufel los:
„Was reden Sie da bloß“,
war noch der mildeste Kommentar.
Einige brüllten „Idiot“ und „der redet wie im Wahn“,

„nee, der ist’n verkappter Taliban!“.
Dann kamen Sicherheitsbeamte in Zivil. Und die Fortsetzung entfiel.

Von Guenter Stanienda