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Von Lydia Repke

Als weißer Schatten einer Kreatur mit überdimensional großen Händen und Fingern kommt das Logo daher. Der Hintergrund ist schwarz und strahlt etwas Mystisches aus. Es ist ein Schamane übertitelt mit „Be BOZ, be art (Sei BOZ, sei Kunst)“.

In menschlicher Form erscheint BOZ als Clown namens Jack Balance und erinnert mit seiner schwarzen Wollmütze, Brille, einer rötlichen Knollennase und einem langen über die Mund- winkel herabhängenden schwarzen Schnauzer an einen Kleinganoven.

Von Mai bis November erwartet uns in München die Ausstellung BeBOZ des belgischen Künstlers Julien Friedler. Es handelt sich dabei um drei verschiedene Projekte, die an drei unterschiedlichen Veranstaltungsorten vorgestellt werden: in einer Kirche, einem Theater sowie einem Auktions- und Galeriehaus. Auftakt dieser Trilogie bildet die Ausstellung des Projektes „Rund um BOZ in 80 Jahren“, welche am Donnerstag, dem 8. Mai, um 19 Uhr in der Heilig Kreuz Kirche in der Ichostraße 1 in München-Giesing eröffnet wird. Erno Vroonen, ebenfalls Belgier, ist Kurator der Veranstaltung. Die Vernissage wird nebenan im Pfarrgarten, Gietlstraße 2, stattfinden.

Ausgangspunkt ist der Fakt, dass Kunst heutzutage meist auf ihren Marktwert reduziert wird. Es stehen nicht mehr Geist und Seele im Mittelpunkt. Historisch gesehen half Kunst Rituale und Kulte zu untermalen. Sie war eine Art Religion auszuüben und zu verehren. Ebenso wie Religion befasst sich Friedler mit existentiellen Fragen in seinem Kunstprojekt, welche anhand von Fotoarbeiten, Installationen, Malerei, Video und Performance dargestellt werden. Er versucht das tiefe Innere im Menschen zu berühren und so den Mehrwert der Kunst herauszukristallisieren.

Dazu gehört die Frage nach dem Sein genauso gut wie die Frage nach Gott, der Zukunft oder der Sexualität. Erfasst werden die Antworten mittels eines Fragebogens mit sechs Fragen. Die Idee dahinter ist, die Seelen der Welt einzufangen und einen Wald aus ihnen zu erstellen.

Seelen aus Ruanda, China und Marokko hat Julien schon. Jeder kann unabhängig von Religion, Herkunft oder Ausbildung teilnehmen, beispielsweise online, und somit zum Künstler werden. Was genau passiert aber mit den Antworten und wie werden sie zum Seelenwald? Die ausgefüllten Papierbögen sind per Definition vergänglich. Papier verrottet und hält nicht ewig. Ab 5000 Fragebögen werden je 500 in einer schwarzen Metallbox verschlossen. Die Antworten werden somit unsterblich. Diese zehn Boxen werden übereinander gestellt und bilden den ersten Baum des Waldes. Bei 5000 neu eingereichten Fragebögen wird der Vorgang wiederholt. Aus einem Baum entsteht so mit der Zeit ein ganzer Wald – der Wald der Seelen. Die Art und Weise, wie die Fragen beantwortet werden, liegt im Ermessen des Teilnehmers. Ob mit einem gezeichneten Bild oder einem vollständig ausformulierten Kurzroman ist jedem selbst überlassen.

„Ein Sechsmilliardstel“, schrieb ein chinesischer Mann unter die Frage „Wer bin ich“. Während ein anderer Chinese sich sicher war, er wäre Null, verkündete ein 31-jähriger Schriftsteller aus Quebec per E-Mail: „Something which will disappear effortless (Etwas, dass mühelos verschwinden wird).“ Sicherlich lohnt es sich, wenn auch nicht mühelos, mal in die Ausstellung nach München zu verschwinden und sich dort von dem Mehrwert der Kunst überzeugen zu lassen. (» Goldmann PR; lyd, BERLIN)


Be boz be art: 6 Questions for a Forest of Soul

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