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Kindertränen der Vergangenheit

Foto / Quelle : ÖAZ Aktuell

Thomas Mayer* (42 Jahre, München):

"Ich sass in der Badewanne, war ungefähr sieben Jahre alt. Von dort aus beobachtete ich meine Stiefmutter, wie sie nach der Geldbörse von meinem Vater griff. Mein Vati hatte das Portemonnaie immer auf die Ablage der Garderobe gelegt, die sah ich durch den Türspalt. Kurz darauf kam mein Vater. Er hatte sich für seinen Nachtdienst vorbereitet. Er merkte sofort, dass Geld fehlte.

Mein Vater ging ins Wohnzimmer, ein kurzer, heftiger Streit zwischen den Beiden; dann kamen große, schwere Schritte auf das Bad zu. Er riss die Tür auf, stürzte wütend auf mich zu. Ich bekam rechts und links ein paar gehörige Watschen. Ich wusste nicht gleich warum und dann verstand ich blitzschnell. Von diesem Zeitpunkt an stahl ich meinem Vater regelmässig Geld aus der Börse. Mal zwei Mark, mal fünf. Jedes Mal bekam ich Schläge. Und ich bestahl ich trotzdem wieder. Sie brachten mich weg vom Vater. Dieses Jahr 2006, 35 Jahre später, habe ich meinem Vater diese Sache erzählt. Er hat geheult. Ich kann noch nicht weinen. Aber ich verstehe ihn heute besser."

Loslassen

Angelika Schneider* (60 Jahre, Berlin):

"Meine Mutter ist mit mir zum Zahnarzt gegangen als langsam meine bleibenden Zähne nachwuchsen. Sie ließ mir die Milchzähne rausreissen, weil Sie dachte, die anderen Zähne würden dann besser nachwachsen. Ich bekam als Teenager dann ein riesiges Pferdegebiss, weil die Zähne so nach aussen wuchsen. Ich habe meine Mutter später immer mal wieder eingeladen. Sie hat heute Ihr ganzes Geld der Kirche vermacht, und erzählt allen Leuten, sie müsse büssen für das, was sie mir antat. Da waren noch so viele Sachen, zum Beispiel als mich ihr Freund damals aus dem Fenster hielt. Ich erinnere mich noch genau: Ich sagte zu dem Mann: Ich lasse dich nicht los und wenn ich falle, fällst du mit. Er hat mich wieder auf den Boden im Treppenflur abgesetzt. Ich habe nie wirklich das Gefühl der Sicherheit in meinem Leben erlebt und habe bis heute schlimme Albträume, Angstzustände und auch im normalen Leben mentale Aussetzer, wenn ich mich irgendwie bedroht fühle."




* Namen von der Redaktion geändert (mmb, fs, 13206)

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