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Ein Blick hinter die Erscheinung Berlusconis

Die Akte Berlusconi

Eine Dokumentation von Arte und ZDF, Deutschland Italien 2010, 52 Minuten. Erstausstrahlung mit Untertiteln in Deutschland und Frankreich auf Arte am Dienstag, 1. Februar 2011, um 20.15 Uhr.

Von Franziska Sylla

Filmvorschau: Ein Blick hinter die Erscheinung Berlusconis. Adolf Hitler waere neidisch.

Berlin, 25.1.2011. Es sollten in dem Dokumentationsfilm nicht die sexuellen Affaeren als solche oder die Korruptionsvorwuerfe im Einzelnen im Mittelpunkt stehen, sagte die Redakteurin von Arte, Kathrin Brinkmann, am Dienstag in Berlin vor der Filmvorschau in der Kalkscheune. Sondern die gesamte Persoenlichkeit Silvio Berlusconis sollte so beleuchtet werden, dass die Zuschauer verstehen, wie Berlusconi seit Amtsbeginn 1994 bis zum Jahr 2010 mit Hilfe von medialen Auftritten, mit der Mitgliedschaft in der ehemaligen Freimaurerloge P2 (Propaganda Due), Mitgliedsnummer 1816, seinem gutem Draht zur Mafia und mit juristischen Helfern, die italienische Bevoelkerung manipuliert und die Gesellschaft mehr und mehr unterwandert. Mit treuen Anwaelten und bestochenen Abgeordneten brachte er ueber 36 Gesetze auf den Weg, die seine eigenen juristischen Prozesse wegen Richterbestechung, Bilanzfaelschung und Verletzungen des Kartellrechts vertuschten oder aussetzten.

Eindrucksvoll haben die Filmautoren und Produzenten Maria-Rosa Bobbi und Michael Busse, die Interviews, Prozessverfahren und Presseauftritte von Silvio Berlusconi in diesem Dokumentationsfilm zusammengestellt und so den Blick hinter die Erscheinung Berlusconis freigelegt. Erschreckend, wie erfolgreich Berlusconi mit Geldern von Drogenbossen, die Gerichte recherchieren noch immer stichfeste Beweise, seine Medienunternehmen und seine Macht aufbaute. Erschreckend, wie perfekt Berlusconi seine Fernsehbilder produziert, immer einen eigenen Kameramann an der Seite, erschreckend die hetzerischen Reden mit dem verfuehrerisch, harmonischem Unterton von Silvio Berlusconi, wenn er die Massen anspricht.

Berlusconi benutzt dieselbe Sprechtechnik, dieselbe Manipulationsmechanismen wie der Presseapparat des Diktators der Nationalsozialistischen Partei Deutschlands Adolf Hitler. Hitler und Goebbels wuerden vor Neid erblassen, wenn sie Berlusconi erleben koennten.

Neid kann man dem Berlusconi-Gegner, Francesco di Stefano, wohl nicht vorwerfen, der bei der Filmvorfuehrung in Berlin mit im Publikum sass. Der italienische Unternehmer wollte das Medienmonopol unter Herrschaft Berlusconis aufbrechen, einen Wettbewerb der Fernsehprogramme aufbauen. Die Berlusconi-Befuerworter hielten Francesco di Stefano klein, mit rechtmaessigen und unrechtmaessigen Mitteln. Erst im Jahr 2010, elf Jahre nach dem di Stefano eine nationale TV-Lizenz erhielt, schaffte es sein Sender „Europa 7“ immerhin in einem digitalen Kanal (DVB-T2) in Italien auf Sendung zu gehen. Berlusconis Leute stellten di Stefano kalt, heisst es in den Unterlagen zum Film. Ob den Medienmanager, der 1953 in Avezzano/L´Aquila geboren ist, die Angst vor einer autoritaeren Regierung mit angetrieben habe? In dem Film „Die Akte Berlusconi“ kommt Francesco di Stefano zu Wort.

Der Faktor Angst motivierte die Filmemacher Bobbi und Busse, die schon seit dreissig Jahren zusammenarbeiten und mit ihren Filmen mehrere Preise gewonnen haben, einen Film zu den Schattenseiten der Berlusconi-Regierung zu produzieren. Nicht einmal das Urteil gegen Berlusconi vom Europaeischen Gerichtshof kann Berlusconi bisher stoppen. Will er Italien zu einer Praesidial-Republik machen, wie die seit 1982 verbotene Freimaurerloge forderte?

Dieser Mann soll korrupt sein?

Berlusconi mit Freund Marcello Dell’Utri. (Bildquelle: youtube)

Der Film „Die Akte Berlusconi/Le dossier berlusconi“ zeigt im ersten Viertel einen typischen Presseauftritt, der Diktatoren zu Eigen ist. Auf allen drei Berlusconi-Fernsehkanaelen lief die erschreckende Schau von Berlusconi, bei der er Italiens Bevoelkerung von der Unschuld seines Jahrzehntelangen Helfers und italienischen Senator, Marcello Dell’Utri, ueberzeugte. Berlusconi haette mit der Stimmlage und beim Hochschrauben seiner Rhetorik mit eindeutig inhaltlich falschen Sachzusammenhaengen im Finale genauso rufen koennen: Wollt ihr den totalen Krieg? Berlusconi sagte aber, Dell’Utri immer noch an der Schulter fassend: Und dieser Mann soll schuldig sein? Der die Partei "Volk der Freiheit" (PdL) gruendete?

Die Gerichte hat Berlusconi nicht ueberzeugt. Marcello Dell’Utri wurde, laut Standart vom 19.11.2010, im Juni 2010 von einem Berufungsgericht in Palermo zu sieben Jahren Haft verurteilt. Seine Verbindungen zur Mafia reichen bis in die 70er Jahre zurueck. Durch ihn haben die Mafia-Bosse mehrere Jahre lang Kontakte zum Medienzaren Berlusconi gepflegt, der so sein wirtschaftliches und finanzielles Imperium auf Sizilien aufbaute. Dell’Utri wurde wegen Verbindungen zum organisierten Verbrechen verurteilt.

Das mit dem Strafverfahren einhergegangene, politische Misstrauen gegen den Ministerpraesidenten und Gruender der Partei „Forza Italia“, Silvio Berlusconi, ueberstand der trickreiche 70-Jaehrige am 13. Dezember 2010 erneut. Laut Medienberichten kann Berlusconi gut Singen und Klavierspielen, wer mit ihm „befreundet“ ist, hat sicher keine Langeweile.

Die Akte Berlusconi: Eine Dokumentation von Arte und ZDF, Deutschland Italien 2010, 52 Minuten. Erstausstrahlung mit Untertiteln in Deutschland und Frankreich auf Arte am Dienstag, 1. Februar 2011, um 20.15 Uhr.

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Andere Stimmen zum Thema:
Von 2011: Berlusconis Ausraster live im Fernsehen: http://www.» tagesschau.de/ausland/berlusconi398.html
Von 2010: http://» derstandard.at/1289608358515/ Senator-DellUtri-als-Vermittler-zwischen-Berlusconi-und-Mafia
Von 2001: /» www.spiegel.de/spiegel/print/d-27497193.html
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» Berlusconi in Berlin am 13.1.2011