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Der Comic-Adler: Herzstückchen des Bundestages

Die Internetseite des Deutschen Bundestages erscheint im neuen Gewand

Von Franziska Sylla

Berlin, 12./15.8.2009. Für die Internetredaktion seien fünfzehn Mitarbeiter in der Online-Redaktion des Deutschen Bundestages zuständig. „Der Provider hostet nur Templates und Animationen“, hieß es Mittwochvormittag in der Pressekonferenz im Reichstag auf der Fraktionsebene. Live direkt vom neuen Online-Portal aus konnten die Internetbenutzer ab elf Uhr die Konferenz verfolgen. Den Status Quo, den man jetzt erreicht habe, den wolle man erst mal pflegen und ab sofort nacharbeiten.

Wie viel der neue Internetauftritt des Deutschen Parlamentes gekostet hat, wollten die Mitarbeiterin, Frau Jauchmann, nicht sagen und der Bundestagspräsident, Norbert Lammert (CDU) nicht gewusst haben, auch auf Nachfrage der Journalisten nicht. Es handele sich aber um eine einstellige Millionensumme.

Diese hochprofessionelle Internetplattform, „die es vor zehn, fünfzehn Jahren noch gar“ nicht gab, so Norbert Lammert, sei weniger ein „Unterhaltungsangebot“ für die mittlerweile über rund vier Millionen Besucher pro Monat, sondern ein Beitrag, den man dem „Nutzerverhalten“ anpasste, die „zusätzlichen Informationen, die noch hinzu kamen“, empfinde Lammert „als hilfreich“. Der Zugang zu den Inhalten erfolge noch leichter, wobei keine automatische Live-Übertragung startet, ohne gezielte Suchmaßnahme. Dem Benutzer „wird nicht einfach von vorn herein zugemutet sich die Plenarsendungen ansehen zu müssen“.

Der Petitionsausschuss wurde technisch und personell aufgestockt, da circa 20.000 Petitionen pro Monat eingereicht werden und auch mal hunderttausend Personen mitzeichneten. Das stelle eine zusätzliche Belastung des Petitionsausschusses dar. Elektronische Meinungsbekundungen hält Lammert für eine richtige Ergänzung, mehr Nutzen, sieht er streitbar: „Petitionen durch schlichten Klick, vergrößern zwar“ die Anzahl der Informierten „das mag einer Politikverdrossenheit“ entgegen wirken, „sie führten aber nicht zum besseren Feststellen der wirklich informativen Inhalte“. Man könne „somit nicht darauf schließen, dass die meisten auch sich genau dafür aussprechen, wenn es zum Beispiel um die Abschaffung von Alkoholsteuern ginge oder Ähnliches“.

Der Comic-Adler als Navigator. Ein Parlamentsunerfahrener Journalist fragte den Bundestagspräsidenten und die Internetmitarbeiterin, „warum denn ein Adler“, als unseriös anmutende „Comic-Figur auf der eleganten und ernsthaft daher kommenden Bundestag.de-Seite den „eigenen Anspruch, ernsthafte, politische Informationsplattform zu sein, zu Nichte“ mache? Norbert Lammert antwortete gegenüber zwei Dutzend Pressevertretern im Raum und den Zuhörenden im Live-Channel, das ausreichend Zuspruch für den Adler festgestellt wurde. Seit Antritt seines Jobs als beratender Navigator durch die Internetseiten auf Bundestag.de erfreue der Comic-Adler sich wachsender Beliebtheit: „Drei bis vier Tausend Anfragen“ gingen pro Woche an den Adler, das sind im Monat 15 bis 20 Tausend Anfragen. Einige Kollegen kümmerten sich um die Bestückung. „Den Adler“, sagte Lammert, benötige „der professionelle User, der ja auch auf unserem sehr heterogen benutzten“ Bundestagsbord unterwegs ist im Allgemeinen weniger.

Bundestagabgeordnete bei Bundestag.de ohne Telefonnummern. Bei den Abgeordnetenseiten könne man eine Mail schicken, das war schon vor dem Ralaunch so, aber es gebe immer noch keine Telefonnummern, die in das Abgeordnetenbüro führen, dazu wird der Nutzer von Bundestag.de auf die individuelleren Interntauftritte der einzelnen Abgeordneten verwiesen.
Auf Wunsch der Abgeordneten seien die Seiten der Abgeordneten so eingerichtet worden.

Die Benutzerzahlen sind permanent gestiegen. Die Archivdateien „Video on Demand“ sei bei Web-Usern beliebt und zähle 350 Tausend Anfragen in einem Monat. Live würden etwa 115 Tausend Nutzer die Plenardebatten oder die Live-Übertragungen aus den öffentlichen Ausschusssitzungen verfolgen, die meisten riefen Video on Demand auf. Die Nutzerzahlen, hoffen die Anbieter, steigen noch weiter, „es isti ein einladender Auftritt“.

Die Werbung ist sehr begrenzt. „Wir können nur über die Inhalte punkten, über das direkte Interesse in Deutschland am Bundestag“, sagte Lammert. „Der Deutsche Bundestag konkurriert nicht, ist aber in einer virtuellen Konkurrenzsituation mit politischen Inhalten“, wobei er das nicht auf die anderen Ministerien und ihre Online-Auftritte bezog. „Jedes Ministerium hat seinen eigenen Interntauftritt. Keiner kann den Bundestag ersetzten“, das gehe „weder technisch, noch prinzipiell“, aber „im Wettbewerb der Pfiffigen“ sehe er Bundestag.de schon. „Wir machen hier keine Wundertüte auf und wollen auch nicht blenden. Wenn es“ den Usern „aber Spaß macht und Hinweise einen weiter führen, obwohl die am Beginn nicht nachgefragt wurden“, dann gebe Lammert für das neuen Portal schon eine erfolgreiche Prognose für die nächsten Jahre ab.

„Vor einigen Minuten sind wir online gegangen“, sagte Frau Jauchmann, die den neuen Auftritt mit vorstellte. Die Technik, die neuen Nutzerumfragen und Rückmeldungen werden „nach drei und nach zwölf Monaten“ von der Internetredaktion wieder ausgewertet.

Draufklicken, Bundestag.de besuchen.


Was sich nicht ändert, so Lammert, ist das automatische Live-Bild, sobald man auf www.bundestag.de klickt sowie mehr Öffentliche Ausschusssitzungen. Die mögen zwar viele Bürger und Internetnutzer interessieren, aber die tagen eben nicht öffentlich, außer die Mitglieder eines Ausschusses beschließen, die Öffentlichkeit zuzulassen, was beim Sportausschuss meistens der Fall sei, so steht es auch im Wegweiser: So arbeitet der Deutsche Bundestag, auf Seite 31. Daher werden nicht mehr Ausschusskonferenzen „mit dem Parlamentsfernsehen live zu übertragen“ sein, als bisher. Da, wo, „was öffentlich stattfindet wird all das auch öffentlich zugänglich gemacht“, auch wenn die Angebote „mal zeitlich versetzt“ stattfinden.

Das findet Bundestagschef Norbert Lammert auch gut so. Viele wechselseitige Überzeugungen mit dem Publikum führten „zu einer anderen Form der Debatte, das ist etwas anderes“. Wenn von den Medienvertretern ein bestimmter Ausschuss besucht werden wolle, so könne das „ein Gesichtspunkt werden, die Obleute umzustimmen: Auf, lass uns das heute öffentlich verhandeln“.

Der Bundestagspräsident sieht den Nebeneffekt, das eigene System liefere zwar schnell Informationen, aber dieser Orientierung auf Bundestag.de nutze er selbst selten, er habe da schneller Mitarbeiter und Kollegen aus Fleisch und Blut zur Seite, die ihm weiter helfen. Das Angebot richte sich an künftig interessierte in der Öffentlichkeit, er selbst sei nur im Urlaub mal im Internet unterwegs.

Plenarsitzungen sind im Moment bis 1998 per Video on Demand zurück verfolgbar, überwiegend die Reden der Abgeordneten, so Jauchmann. Der Realplayer müsse für ältere Dokumente verwendet werden.

Ein DDR-Archiv wird angelegt und in Kürze auf Bundestag.de zugänglich gemacht. Die Protokolle der DDR werden wie die Protokolle des Bundestages abrufbar sein und weitere Sachzusammenhänge aufzeigen.

Debatten ohne Aufzeichnungen. „Das ist ein Grenzfall“, über den Norbert Lammert „nicht hinweg katapultieren kann“.

In der Wahlnacht vom 27. September 2009 sollen die Abgeordneten gleich als erstes ihre Adressen auf der Bundestagsplattform finden können.

(11.48 Uhr Ende der Pressekonferenz. Es gab einige Tonstörungen bei der Live-Übertragung). (LÄ 15809,23h)

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