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Angelina Jolie, der größte Star Hollywoods

Weltstar Angelina Jolie

(Bildquelle: beautysnob.com /images2008/ Angelina%20Jolie

Berlin, 18./20.8.2010. Am Rand von roten Teppichen treffen zwei Gruppen aufeinander, die sich nicht ausstehen können: Verkäufer und Sammler. Während die Einen davon leben, Autogramme zu jagen, leben die Anderen für das Jagen. Wahre Sammler finden ihre Erfüllung im stundenlangen Warten auf den Superstar, gemeinsam mit Gleichgesinnten. Eine Beobachtung am roten Teppich von "Salt".

Es ist die Premiere des Jahres in Deutschland: Angelina Jolie, der größte Star Hollywoods, wenn nicht der ganzen Welt, Sechsfachmutter, ausgestattet mit der Schönheit einer Nofretete ist in Berlin, um ihren neuen Film "Salt" vorzustellen. Ein Pflichttermin für alle Autogrammjäger. Und da enden ihre Gemeinsamkeiten schon, denn die Zunft der Autogrammjäger ist tief gespalten. Man ist Verkäufer oder Sammler, entweder oder. Der Verkäufer sammelt nicht, der Sammler würde nie verkaufen. Der Sammler tauscht höchstens.

30 bis 50 Euro bringt ein Autogramm von Jolie bei Ebay, das ist nicht besonders viel. Eine Verkäuferin erklärt warum: "Die unterschreibt alles, was man ihr hinhält." Zudem sei ihr Schriftzug nicht besonders schön ein "A", der Rest komische Kringel, das könne man auch leicht nachmachen. Aha. Ein Stück vom schwarzen Teppich, nachdem Jolie drüber lief? "Klar, das verkauft sich". Als gegen 18 Uhr die Schutzfolie von dem Teppich entfernt wird, mutmaßen die Verkäufer auch über deren möglichen Wert. Ein Witz. Oder doch nicht?

"Verkäufer kommen oft im letzten Moment", beschwert sich Sammler Marco. "Die drücken dann ganz rücksichtslos von hinten, holen ihr Autogramm und zischen ab". Die Sammler stehen für einen Superstar wie Jolie vier bis fünf Stunden eher am Teppich.
Dabei durchströmt sie ein großes Gemeinschaftsgefühl, wenn sie an den Premierenteppich treten. Die Organisation am roten Teppich gehört zu den wichtigsten Waffen des Sammlers: Man kennt sich vom letzten roten Teppich, vom gemeinsamen ausharren vor dem Hotel Adlon am Brandenburger Tor, einer Filmpremiere am Potsdamer Platz. Frank und Marco ging es so im letzten Jahr, irgendwann kam Sebastian dazu. Alle sind große Filmfans, lustige Jungs mit Ringelpulli, Mitte 20.

Man würde sie jünger schätzen, das liegt an ihrer kindliche Art, mit der sie sich Stunden vor dem Eintreffen von Jolie in Stimmung bringen. Sie schwelgen in Erinnerungen an rote Teppiche und Begegnungen mit großen Stars, und den B-, C-, D-Promis, die auch auf den roten Teppichen sind. Je mehr Fernsehgesichter, desto besser, desto vollständiger ihre Sammlung. Genüsslich erzählen sie sich, wie es war mit diesem und jenem Promi und welche Autogramm-Trophäen man sein Eigen nennt. Sebastian zählt zu seinem Besitz sogar eine "Entjungferung", angeblich hat ihm Anne-Sophie Briest ihr erstes Autogramm überhaupt gegeben.

Frank, Marco und Sebastian sind ehemalige Einzelgänger-Sammler, jetzt sammeln sie im Kollektiv, das hat sie im vergangenen Jahr noch erfolgreicher gemacht. Denn der Zusammenschluss bringt wahre Vorteile mit sich. Sie postieren sich weit gestreut am Metallgitter vor dem CineStar im Sony Center am Potsdamer Platz und sprechen sich dann über Handy ab, wer welchen Promi jetzt noch wie oft braucht, schon hat, weder braucht noch hat. Die Kollegen erledigen das dann für ihn, sollte er selbst kein Glück haben.

Ein Sammler hält zum signieren keinen zerflädderten Block hin, er hat Hochglanzfotos aller Prominenter bei sich, die an diesem Abend laut Gästeliste erwartet werden. Wehe, es tanzt jemand außer der Reihe über den roten Teppich! Dann beginnen sie aufgeregt in den wetterfesten, fingerdicken Mappen ihren Rucksäcken zu wühlen. Glücklich, wer zuhause vorgearbeitet hat und die Fotos nach den Namen sortiert hat.

Noch besser als ein Starportrait ist ein gemeinsames Foto des Sammlers mit dem Schauspieler, Moderator oder Popstar. Sie werden besonders gerne signiert, weil sich der Promi natürlich gerne selbst sieht und leicht Kontakt herstellen kann, wie "was hatte ich da für ne Föhnwelle, ist das nicht pervers?" oder "Mensch, das ist aber ein ganz schön unvorteilhaftes Foto, das müssen wir nochmal wiederholen" – worüber sich der Sammler natürlich freut wie Bolle, weil seine Kamera schon die ganze Zeit am Handgelenk baumelte und nun endlich zum Einsatz kommt.

Und noch zwei weitere Gruppe haben sich unter den harten Kern von Sammlern und Verkäufern gemischt: Fans wie die blonde Juliane, die ein bisschen Ähnlichkeit mit Jolie hat und Angelina aus Bremen mit den aufgemalten Augenbrauen, die zumindest denselben Namen trägt. Und viele, die zufällig vorbeikamen und geblieben sind. Darunter ein älteres Ehepaar, dass sich über den Menschenauflauf doch sehr wundert und fragt: "Entschuldigung, wir sind alt, wer kommt denn da?"

Kurz nachdem sich noch eine Frau von hinten durch die Massen ganz nach vorne in die erste Reihe presst fährt der Wagen mit Jolie vor. "Verkäuferin", sagt Marco. Dass hinter ihr alle wütend sind, ärgert die Dränglerin nicht. Sie habe schließlich bis eben arbeiten müssen.

Eine Stunde, hatte der Radiomoderator am Morgen verkündet, wolle Jolie sich Zeit nehmen für die Fans. Und tatsächlich bekommt jeder, der ganz vorne steht oder und/oder lange Arme hat ein Autogramm. Frank, Juliane und Angelina sind glücklich, Marco bekommt zwei und Sebastian sogar viermal das "A" mit den Schnörkeln. Nur meinen zerflädderten, weißen Block hat Angelina Jolie ausgespart.

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Anna Christina Kessler
Mail: annachristina.kessler@web.de

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