zieht sie immer in die Himmelsferne

zieht sie immer in die Himmelsferne

Psalter fürs Alter

Es war einmal ein ganz besonderes Altersheim!
Dort sprachen alle nur im Reim,
um sich geistig fitt zu halten.
Was redeten nun die reimenden Alten?
Hund Charly wusste das, denn mit seinen langen Ohren
hörte er allerlei von den Senioren.
Er lag dort (und schnüffelte) den ganzen Tag herum,
und verstand immer mehr Worte, er war nicht dumm!
Was also redeten so die betagten Leute?
Nehmen wir das Beispiel von heute:

Es sprach der Mann mit der hohen Stirn,
nennen wir ihn am besten Herr Zwirn,
denn er trug, auch im Heim, stets allerbesten Zwirn:
„Das ganze Leben
besteht aus Umwegen.
Zwar haben viele
recht große Ziele,
aber am Ende
zittern die Hände
und ein kurzer Bibelspruch
ist letztlich genug,
ein Vers, vor Jahrzehnten gelernt!
Der ist nimmer a
us der Stirn entfernt,
und wird zum Trost - in Not
und jedermanns Tod.“
So sprach der Mann mit der hohen Stirn

(er trug immer den feinsten Zwirn!),

nennen wir ihn Herr Zirn.

Sein bärtiges Gegenüber,
also Herr Barth, schob ihm den Teepott rüber
und sagte, „Nur reimt sich nicht alles,
erst recht nicht auf den verdammten Dalles*. (*altjiddisch Not)

So viel Lug
und überall Trug,
da braucht’s keine großen Sprüche, sondern ‚nen Donnerschlag!
Wenn ich’s nicht wag’,
dann muss der Deus Ex Machina handeln
und diese Welt endlich verwandeln.“
„Wir haben gut Reden, Herr Barth, unser Leben ist fast vorbei,
aber hören Sie doch draußen die Kinder, das Geschrei!“
„Ja, Herr Zwirn, das ist die Zukunft,
die neue Lebenszunft!
Paar Schüler wollen uns doch heute besuchen,
zu Kakao und leckerem Kuchen.
Aber, was wollen wir denen inhaltlich bieten?“

„Ich dachte, wir erzählen denen was von alten Riten.“
Zum Beispiel, wir erinnern an ein historisches Psalter-Spiel:
Würfeln und anhand der Ziffer den betreffenden Psalm erraten.“
„Also mit Punkten und Preisen
Den HERRN preisen?“

„Ja, Religion
als Lohn,
ü b e r a l l Wettbewerbe
ums Glaubenserbe!
Und damit auch die Atheisten locken,
die das Seelenheil abblocken.“
„Dann fangen wir damit bei uns an!
Herr Barth! Ein Psalm-Quiz für jedermann
zum Nachmachen…“


„Und auch zum Lachen,
damit die Kinder uns Senile ganz lebendig erleben,
wie wir um Punkte kämpfen als ginge es ums Leben“.
„Laßt’s uns im Gemeindesaal wagen!“
„O wird man sagen,
Kirchen als Spielhöllen? Glaubenslotto?
Mein lieber Zwirn und Otto!“

„Dann gewinnen wir halt Showmaster zum Mitmachen!
Das Fernsehen sendet doch die tollsten Sachen!“
„Das wäre apart,
Herr Barth!
Fangen wir gleich an!
Kommt, nichts wie ran!
Ich male ein Tableau
Und zwar so:
für jeden Psalm eine Zahl
und das 150mal,
dann würfeln wir um die Wette;
eine Art Rätselkette:

wer die höchste Ziffer hat,
liest den betreffenden Psalm aus der Bibel ab –
wer aber den Psalm auswendig weiß,
gewinnt den ersten Preis:
ein Buch oder eine DVD.
Und dann heißt es juchhe!
Die Kinder müssen mitmachen,
denn wir brauchen ihr Lachen.
Für sie gibt’s einen Fußball als Preis
oder lecker Speise-Eis“.

„Und das in der Kirche, Freund?“
„Ja, Barth, die Freude muss hallen im Gotteshaus“
„Da schmeißt uns aber der Genralsuperintendent raus!
Im Heiligen Predigthaus eine Spielhölle?“
„ Ach, wir haben schon eine normale Hölle!
Wir müssen der Routine entfleuchen
Und 70 Jahre Atheismus verscheuchen!“

„Da heißt es für uns, Herr Zwirn, listig sein!
Wir laden die Presse zu uns ein!
Jetzt aber kommt die Schwerarbeit:
Wir brauchen jemand, der Christ ist u n d gescheit!
Er muss die Psalmen etwas kürzer fassen,
aber die Inhaltswerte belassen
und attraktive Überschriften machen!
Denn es gibt ziemlich altmodische Formulierungen,
aber wir brauchen Schlagzeilen und nicht Verzierungen.

Ein Beispiel: Gebt mal eine Bibel her!
Hier, die Passage im Psalm 53 gefällt mir sehr:
‚Die Toren sprechen in ihrem Herzen:
Es ist kein Gott. Sie taugen nichts
und sind ein Greuel worden in ihrem bösen Wesen.
Da ist keiner, der Gutes tut.’
Drüber steht nach alter Manier:
‚Seufzen nach Erlösung aus dem allgemeinen Verderben der Menschen’.
Unsere Überschrift aber sollte heißen Gottlose sind Toren!“

„Aber zu diesem Psalm gehört die deutliche Antwort:
…was die Gottlosen gerne wollten, das ist verloren’ (Ps. 112,10).
Prophetisch und wie ans ehemalige DDR-Volk gerichtet
ist das Wort in Psalm 95:
Vierzig Jahre hatte ich Mühe mit diesem Volk…es sind Leute,
deren Herz immer den Irrweg will, und die meine Wege
nicht lernen wollen…sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen’.
Freunde! Wichtig, dass Kinder interessiert werden, mitgestalten!!“
„In Holland gehörte immer der Psalmunterricht in die Grundschule!
Man merkt in Gottesdiensten: Die Älteren singen die Psalmen auswendig!“

„Umso törichter die so genannte Neue Bereimung,
also die Modernisierung von Versen, die doch Gläubige immer im Kopf hatten.“
„Also, ohne Bangen
immer wieder anfangen!“
Von den Sternen lernen!
Sie h a b e n ihre Bahn im Kopf!“

„Ein schwieriges Unterfangen!
Da werden unsere Kräfte kaum langen“…
„Nicht wanken, sondern Kreativität tanken!
Wir müssen Schulräte und Presse für unser Projekt gewinnen!
Und zu Dominee Stam reisen nach Katwijk Binnen.
Wo ich eine Predigt erlebte,
dass die Kanzel bebte!“

„ Ja, von anderen lernen und selbst Einblick gewähren!
Neue Impulse kommen auch durch den Vergleich der Lehren.
Uns Alten aber muss daran gelegen sein,
die Jungen vorm Satan zu warnen: ‚Der legt Euch rein!’
Und den leichtfüßigen Lumpaziussen müssen wir sagen:
Gottes Grimm kann grausam sei! ER hat an Heiden kein Behagen,

ER wird die Gottlosen ein für alle Mal verjagen!“ Siehe Ps. 79,6/92,8/139,19!“
„Also, Freund Zwirn,
ein Psalter für j e d e s Alter!
Psalmen als fliegende Worte
von Ort zu Orte.
Mit Carmina Burana –Tönen
Zum Seele-Versöhnen!“

„Aber dezent! Herr Barth, Nicht das Hundchen vergraulen,
sonst würde unser getreuer Gefolgsmann jaulen!
Er muss erst einmal die Menschgespräche verarbeiten,
das Erlauschte an seinen Instinkt weiterleiten.
Eines hab’ ich mir schon lange gesagt,
Wissen ist im Tier bereits integriert, auch der Glaube;
man sieht’s doch an den Vögeln und der Taube,
sie kennen ihren Weg durch die Sterne
und es zieht sie immer in die Himmelsferne.“

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Günter Stanienda 24. Juli 2010







 

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