Brüssel, 1.04.2011, Pressemitteilung
Ismail Ertug, Mitglied des Europäischen Parlaments, begrüßt die Dialogbereitschaft der muslimischen Verbände, die mit Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) weiterhin im Rahmen der Deutschen Islamkonferenz zusammenarbeiten wollen.
„Ich hätte Verständnis gehabt, wenn sich die Verbände zurück gezogen hätten, denn eine Sicherheitspartnerschaft klingt nach einem Generalverdacht gegenüber allen Muslimen, was Vorurteile eher zementiert als abbaut“, erklärt Ertug und argumentiert: "Es ist völlig absurd, dass Bundesinnenminister Friedrich deutsche Staatsangehörige muslimischen Glaubens pauschal zu einer Sicherheitspartnerschaft auffordert. Müssen wir zukünftig auch befürchten, dass alle Katholiken in der Bundesrepublik zu einer sicherheitspolitischen Partnerschaft aufgefordert werden, um Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche vorzubeugen?", spitzt der gebürtige Amberger zu. Die Reaktion der muslimischen Verbände fiel weit gemäßigter aus, sie lehnte das Aussetzen der Konferenz ab. „Diese Reaktionen signalisieren ein hohes Maß an Dialogbereitschaft. Bundesinnenminister Friedrich hat dadurch noch einmal die Chance, statt Populismus zu betreiben, ernsthafte und konstruktive Gespräche zu führen“, so Ertug. „Ich bin skeptisch, denn bisher hat Friedrich wiederholt auf die Populismuskarte gesetzt. Als Bundesinnenminister aller Deutschen, auch der Deutschen muslimischen Glaubens, sollte er sich an Bundespräsident Wulff ein Beispiel nehmen, der mit der Neuformulierung der Ringparabel in der Neujahrsansprache ein klares Signal gesendet hat: dass man in Deutschland auch Muslim sein kann, ohne dafür in Frage gestellt oder schief angeschaut zu werden. Der Islam gehört zu Deutschland. Wenn wir das akzeptieren, entziehen wir Radikalismus in jeder Form den Boden“, so Ertug.
Grundgesetz als Maß aller Dinge Die entscheidende Frage, an deren Beantwortung auch der Innenminister beteiligen sollte, ist für Ertug die Definition von Integration: „Wir müssen uns davon lösen, das Kopftuch, das Schächten eines Hammels oder den Gebrauch der türkischen Sprache positiv als Vielfalt oder negativ als mangelnde Integrationsbereitschaft zu definieren, denn Integration hat nichts mit kulinarischen Vorzügen oder einer Kleiderordnung zu tun, sondern muss im Kern auf die politische Forderung eines Bekenntnisses zum Grundgesetz reduziert werden.“
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