Esperanto - einfache Sprache wird diskriminiert

Von der KMK anerkannte Sprache weiter verboten

Bundeswettbewerb Fremdsprachen lässt Esperanto nicht zu

Esperanto ist bei dem "Bundeswettbewerb Fremdsprachen" nicht
zugelassen. Dies teilte die in Bonn ansässige
Geschäftsstelle des Wettbewerbs mit. Der Ausschluss von
Esperanto widerspricht den im Internet veröffentlichten
Teilnahmebedingungen, nach denen z.B. am
Kurzgeschichtenwettbewerb (EW Kreativ) "Schülerinnen und
Schüler der Klassen 7 - 10 mit einer selbst verfassten
Geschichte in einer Fremdsprache ihrer Wahl teilnehmen"
können. Die Anmeldefrist für diesen Einzelwettbewerb endet
am 6. Dezember 2009.

Der Bundeswettbewerb Fremdsprachen ist ein Projekt von
Bildung und Begabung e.V., der "Initiative des
Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft zur
Begabungs- und Begabtenförderung". Die Projekte des Vereins
werden laut Eigenangabe "überwiegend durch Zuwendungen des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des
Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft finanziert".

Ablehnungsbeschluss des Wettbewerbs-Beirats

Der Leiter der Wettbewerbsgeschäftsstelle, Bernhard Sicking,
erläuterte die Entscheidung am Montag gegenüber dem
Vorsitzenden des Berliner Vereins EsperantoLand e.V., Louis
v. Wunsch-Rolshoven: Die Ablehnung von Esperanto beruht auf
einem Beschluss des Beirats des Wettbewerbs, "Kunstsprachen"
nicht zuzulassen. Eine nähere Begründung hierzu wurde nicht
gegeben. (In der Literatur zu Esperanto wird von
"Plansprachen" gesprochen, da Esperanto eine aus den
nationalen Sprachen geplant entwickelte Sprache ist.)

"Le Monde Diplomatique" in Esperanto

Der Verein EsperantoLand hat der Geschäftsstelle des
Wettbewerbs eine Bitte um Zulassung von Esperanto zugesandt.
Hierbei wurde darauf verwiesen, dass Esperanto dem
internationalen kulturellen Austausch dient, entsprechend
den Zielen des Sprachenwettbewerbs. Außerdem wurde die
heutige Situation des Esperanto dargestellt - unter Verweis
z.B. auf die esperantosprachigen Seiten der Wikipedia, der
chinesischen Regierung und der Zeitung Le Monde
Diplomatique.

Esperanto war in Deutschland zweimal verboten

Es wurde auch nach den Gründen für den Ausschluss von
Esperanto gefragt, unter Hinweis darauf, dass Esperanto in
Deutschland zweimal unterdrückt und verboten war - zunächst
in Nazi-Deutschland von 1933 bis 1945, dann in der DDR von
1949 bis in die sechziger Jahre hinein. Hitler hatte sich
schon in den zwanziger Jahren in "Mein Kampf" gegen das
Esperanto gewandt, das 1887 von dem polnisch-jüdischen
Augenarzt Ludwig Zamenhof vorgestellt wurde.

Diskriminierung gegen Schüler, die Esperanto lernen?

Weiterhin heißt es in dem Schreiben an den
Fremdsprachenwettbewerb: "Ich bitte auch zu prüfen, ob und
inwieweit Schüler, die Esperanto gelernt haben und mit
dieser Sprache am Wettbewerb teilnehmen möchten, durch eine
Ablehnung gegenüber anderen Schülern diskriminiert werden."

Von der Kultusministerkonferenz anerkannt

Seit den fünfziger Jahren ist Esperanto in der
Bundesrepublik Deutschland von der Kultusministerkonferenz
als Schulsprache anerkannt; es wird auch an einigen
Universitäten gelehrt und erforscht. In Ungarn legen
jährlich etwa 5000 Studenten eine Prüfung in Esperanto ab,
um ihre Fremdsprachenkenntnisse nachzuweisen.

Die Mauer um den Fremdsprachenwettbewerb muss fallen!

Das Schreiben endet mit den Worten: "Die Berliner Mauer ist
vor zwanzig Jahren gefallen. Es ist an der Zeit, dass
nunmehr auch die Mauer fällt, die der Bundeswettbewerb
Fremdsprachen vor dreißig Jahren gegen Esperanto errichtet
hat."

--

Bundeswettbewerb Fremdsprachen
Wissenschaftszentrum
Ahrstr. 45
Postfach 20 02 01
53132 Bonn

Tel.: 0228 - 959 15 - 30
Fax: 0228 - 959 15 – 19

E-Mail: info@bundeswettbewerb-fremdsprachen.de

--

Internet:

Bundeswettbewerb Fremdsprachen:
Kurzgeschichtenwettbewerb (EW Kreativ)
http://www.bundeswettbewerb-fremdsprachen.de/main.php?id=500

Wikipedia in Esperanto
http://eo.wikipedia.org/

Chinesische Regierung (Nachrichten in Esperanto)
http://esperanto.china.org.cn/

"Le Monde Diplomatique" in Esperanto
http://eo.mondediplo.com/

--

Das Schreiben an den Bundeswettbewerb Fremdsprachen habe ich
unten angefügt.

Für weitere Informationen zu Esperanto stehe ich gerne zur
Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Louis F. v. Wunsch-Rolshoven
EsperantoLand e.V.
Wiclefstr. 9
10551 Berlin
Tel. 030 - 685 58 31, 0173 - 162 90 63

--

Ein Schritt aufeinander zu
http://www.esperantoland.de

--

Plusendata mesagho

De: Louis F v Wunsch-Rolshoven <lu.esperanto@gmx.de>
Al: Bernhard Sicking Bundeswettbewerb Fremdsprachen <sicking@bundeswettbewerb-fremdsprachen.de>
Dato: 11.11.2009, 11:08
Temo: Bundeswettbewerb Fremdsprachen

================= Origina mesagho ===============

Sehr geehrter Herr Sicking,

Ihre telefonische Mitteilung, dass Esperanto als
"Kunstsprache" vom Bundeswettbewerb Fremdsprachen
ausgeschlossen ist, habe ich mit Bedauern zur Kenntnis
genommen; wir bezeichnen Esperanto im übrigen als
Plansprache oder geplante Sprache.

Bitte teilen Sie mir mit, wann der entsprechende Beschluss
des Beirats gefällt worden ist; es wäre schön, wenn Sie mir
eine Kopie des Beschlusses zusenden könnten. Insbesondere
interessiert mich dabei, welche Gründe der Beirat für den
Ausschluss von Esperanto angegeben hat.

Esperanto war in Deutschland zweimal unterdrückt und
verboten, zunächst in Nazi-Deutschland von 1933 bis 1945,
dann in der DDR von 1949 bis in die sechziger Jahre hinein;
Deutschland ist damit eines von etwa einem Dutzend Ländern,
in denen Esperanto bisher unterdrückt wurde. (Vgl. Ulrich
Lins. Die gefährliche Sprache. Gerlingen. 1988)

Bitte haben Sie daher Verständnis dafür, dass ich nach den
Gründen für den Ausschluss von Esperanto frage. Ich verweise
darauf, dass der Schöpfer des Esperanto, Ludwig Zamenhof,
Jude war und ein Teil der Ablehnung gegen Esperanto sich aus
antisemitischen Motiven nährt. (So auch bei Adolf Hitler,
Mein Kampf, 1939, S. 337.) Ich bitte auch zu prüfen, ob und
inwieweit Schüler, die Esperanto gelernt haben und mit
dieser Sprache am Wettbewerb teilnehmen möchten, durch eine
Ablehnung gegenüber anderen Schülern diskriminiert werden.

Die im Netz veröffentlichten Wettbewerbsbedingungen erwähnen
den Ausschluss von Esperanto nicht. Sie sind insofern leider
irreführend. Zum Einzelwettbewerb EW3 heißt es auf
http://www.bundeswettbewerb-fremdsprachen.de/main.php?id=300
:

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wählen zwei
Wettbewerbssprachen. Das können alle Modernen Staats- und
Verkehrssprachen (außer Deutsch) und Latein sein.

In diesem Einzelwettbewerb werden offensichtlich auch
Staatssprachen zugelassen, die keine Verkehrssprachen sind -
wie Italienisch oder Türkisch. Nach der Formulierung der
Bedingungen wäre daher auch eine Verkehrssprache zuzulassen,
die keine Staatssprache ist, nämlich Esperanto.

Zum Einzelwettbewerb Kreativ (Kurzgeschichtenwettbewerb)
heißt es auf
http://www.bundeswettbewerb-fremdsprachen.de/main.php?id=500
:

Du schreibst gerne Geschichten? Versuch es doch mal in
deiner Lieblingsfremdsprache. An diesem Wettbewerb können
Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 - 10 mit einer
selbst verfassten Geschichte in einer Fremdsprache ihrer
Wahl teilnehmen.

Hier ist keine Fremdsprache ausgeschlossen. Es ist daher
nicht nachvollziehbar, dass ein Schüler oder eine Schülerin
mit Esperanto an diesem Einzelwettbewerb nicht teilnehmen
darf.

Falls der Bundeswettbewerb Fremdsprachen beabsichtigt, den
Ausschluss von Esperanto aufrecht zu erhalten, so bitte ich
darum, dies in den Wettbewerbsbedingungen in naher Zukunft
entsprechend zu erwähnen.



Bitte um Zulassung von Esperanto

Im folgenden führe ich Gründe an, warum Esperanto nach
unserem Verständnis zugelassen werden sollte und gebe einige
Informationen zu Esperanto, teilweise mit Verweisen.
Vielleicht schauen Sie auch auf unsere Presseseiten
http://esperantoland.org/de/presse.html .

Ziel des Wettbewerbs

Ziel des Wettbewerbs ist es, "in der Welt verwendete
Sprachen zu fördern, Anreize zum Lernen und dem
gegenseitigen kulturellen Austausch zu schaffen." (So Frau
Schnabel im Wettbewerbsforum; vermutlich ähnlich an anderen
Stellen.) Eine Zulassung von Esperanto dient diesen Zielen:

- Esperantosprecher gibt es derzeit in etwa 120 Ländern der
Welt. In den letzten Jahrzehnten hat sich Esperanto selbst
in Ländern wie Nepal, der Mongolei und in Afrika spürbar
ausgebreitet - so gibt es z.B. in Burundi mittlerweile
Esperanto-Gruppen in zumindest acht der siebzehn Provinzen
und der nächste Asiatische Esperanto-Kongress findet in Ulan
Bator statt, http://mongolio.info/?page_id=442 .

- Esperanto unterstützt das Lernen von Fremdsprachen und den
kulturellen Austausch in besonderer Weise. Esperantosprecher
lernen diese Sprache häufig, nachdem sie bereits eine oder
zwei andere Fremdsprachen gelernt haben. Sie haben dann mit
Esperanto Kontakt zu Menschen aus vielen Ländern und zu
deren Kulturen - sei es durch Bücher, E-Mails, Reisen oder
Teilnahme an internationalen Veranstaltungen. Das fördert
u.a. auch das Interesse an Fremdsprachen. Esperantosprecher
beherrschen im Schnitt 3,3 Fremdsprachen - Esperanto und
mehr als zwei nationale Fremdsprachen; dies geht recht
übereinstimmend aus mehreren Untersuchungen in Finnland,
Belgien, Deutschland und einer internationalen Studie
hervor. (Vgl. z.B. Nikola Ra`´si´c, La rondo familia, Pisa,
1994, oder Stocker, Frank. Wer spricht Esperanto? Kiu
parolas Esperanton? München, Newcastle: Lincom Europa. 1996)

Esperanto heute

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich Esperanto in vielen
Bereichen erheblich weiterentwickelt, insbesondere bei
internationalen Veranstaltungen, in der Musik, als
Muttersprache, im Internet, in außereuropäischen Ländern
(s.o.) und in der Forschung zu Esperanto (s. z.B.
http://www.interlinguistik-gil.de/bibliogr.html ). So gibt
es z.B. mehrere Dutzend Sänger, die Musik in Esperanto
produzieren; es gibt zumindest einige hundert
Esperanto-Muttersprachler und mehrere internationale
Familientreffen, bei denen esperantosprachige Kinder ihre
Ferien miteinander verbringen; die Zahl der einwöchigen
internationalen Veranstaltungen in Deutschland hat von einer
im Jahr 1980 auf heute fünf zugenommen und die Anzahl der
Teilnehmer hat sich verachtfacht.

Zur Statistik der Esperanto-Sprachgemeinschaft informiert
http://eo.wikipedia.org/wiki/Statistiko_de_Esperantujo (in
Esperanto).

Internet

Das Internet ist mit seiner internationalen Ausrichtung
geradezu ideal für die Esperanto-Sprachgemeinschaft - dort
ist Esperanto an vielen Stellen präsent, z.B.:

- Esperanto ist eine von 42 "Suchsprachen" bei Google
http://www.google.de/advanced_search?hl=eo .

- Die Esperanto-Wikipedia umfasst derzeit über 120.000
Artikel und nimmt damit Platz 21 im Vergleich mit den
anderen Sprachversionen ein; sie erhält täglich etwa 160.000
Besuche (ohne Roboter) und liegt damit ein wenig hinter der
griechischen und der slowakischen Version, etwas vor der
litauischen und der serbischen. http://eo.wikipedia.org

- Nach einer Untersuchung aus dem Jahre 2000 hatte Esperanto
unter den Sprachen mit lateinischer Schrift nach der
Textmenge im Internet Platz 27 inne.
http://arxiv.org/abs/cs.cl/0006032

- Le Monde Diplomatique erscheint in Esperanto,
http://eo.mondediplo.com/ .

Computer-Programme

Die Anzahl der in Esperanto vorliegenden
Programme nimmt stetig zu. OpenOffice und Firefox gibt es
z.B. in Esperanto-Versionen.

Staatliche Anerkennung und Unterstützung

- In der Bundesrepublik Deutschland ist Esperanto schon in
den fünfziger Jahren von der Kultusministerkonferenz als
Schulsprache zugelassen worden. Unterricht erfolgt in der
Regel in Arbeitsgemeinschaften.

- In Ungarn ist Esperanto vom zuständigen Ministerium nach
einem Beschluss der Akademie der Wissenschaften als lebende
Fremdsprache anerkannt worden. Ungarische Studenten müssen
Kenntnisse in einer oder zwei Fremdsprachen nachweisen.
Dafür ist Esperanto zugelassen. Es hat nach Englisch und
Deutsch den dritten Platz mit etwa 5 % der Prüfungen
eingenommen (etwa 5000 Prüfungen jährlich).

- An der Universität in Posen (Poznan) kann man
Interlinguistik, die Wissenschaft von den internationalen
Sprachen, als Fernstudium studieren.

- An der Universität in Amsterdam gibt es seit kurzem eine
außerordentliche Professur für Interlinguistik und
Esperanto.
http://esperantoland.org/de/novajhoj.php?lingvo=de&ekde=0#nov1029

- Esperanto ist eine der Sprachen, in denen offizielle
Prüfungen nach dem neuen Europäischen Referenzrahmen
abgelegt werden können. Vgl.
http://eo.wikipedia.org/wiki/Komuna_e%C5%ADropa_referenckadro

- Die chinesische Regierung gibt ihre Nachrichten auch in
Esperanto heraus, http://esperanto.china.org.cn ; Esperanto
ist hier eine von zehn Sprachen. Weiterhin produziert China
Radio-Nachrichten http://esperanto.cri.cn/ und eine
Zeitschrift in Esperanto http://www.espero.com.cn/ .

- Der brasilianische Senat hat vor kurzem seine Zustimmung
zu einer Gesetzesänderung gegeben, dass Esperanto als
fakultative Sprache in der Schule zuzulassen ist: "Esperanto
wird freiwilliges Unterrichtsfach im mittleren Schulbereich
sein, wobei das Angebot verpflichtend ist, wenn die
Nachfrage dies rechtfertigt." Dies muss noch von der
Abgeordnetenkammer bestätigt werden.
http://www.senado.gov.br/agencia/verNoticia.aspx?codNoticia=95294&codAplicativo=2
und
http://esperantoland.org/de/sercho.php?lingvo=de&ekde=0&vorto=brasil#nov1000



Vielleicht möchten aber auch Sie oder die Mitglieder des
Beirats zunächst ein wenig Esperanto lernen, um besser zu
verstehen, worum es geht :-) http://de.lernu.net



Die Berliner Mauer ist vor zwanzig Jahren gefallen. Es ist
an der Zeit, dass nunmehr auch die Mauer fällt, die der
Bundeswettbewerb Fremdsprachen vor dreißig Jahren gegen
Esperanto errichtet hat.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Louis F. v. Wunsch-Rolshoven
EsperantoLand e.V.

Wiclefstr. 9
10551 Berlin
Tel. 030 - 685 58 31

--

Ein Schritt aufeinander zu
http://www.EsperantoLand.de


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