Presseerklärung von:
Humanistische Union Gustav Heinemann-Initiative Komitee für Grundrechte und Demokratie Bundesarbeitskreis Kritischer Juragruppen PRO ASYL Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein Vereinigung demokratischer Juristinnen und Juristen Internationale Liga für Menschenrechte Neue Richtervereinigung
Karlsruhe, 22. Mai 2006
Grundrechte-Report 2006 erschienen - (kostenpflichtig) Präsentation in Karlsruhe mit Prof. Jutta Limbach
Keine Aufweichung des absoluten Folterverbots!
Seit zehn Jahren dokumentieren Bürgerrechtsorganisationen alljährlich gemeinsam im "Grundrechte-Report" Gefährdungen und Verletzungen der Bürger- und Menschenrechte in Deutschland. Wie in den vergangenen Jahren erscheint das Buch auch 2006 zum Verfassungstag, dem 23. Mai (Jahrestag der Verabschiedung des Grundgesetzes 1949). Die ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, Frau Prof. Dr. Jutta Limbach, präsentiert den Grundrechte-Report 2006 am Vortag des Verfassungstages in Karlsruhe. Vorab erklärte sie, dass sie die Hoffnung habe, dass möglichst viele unserem demokratischen und sozialen Rechtsstaat verbundene Bürgerinnen und Bürger das Buch lesen mögen.
Die Herausgeber-Organisationen zeigen sich besorgt über immer neue Verstöße gegen Bürger- und Menschenrechte im Namen des Antiterrorkampfes. Missachtung der Grundrechte gefährde die Fundamente von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, mahnen die Organisationen und warnen zum Beispiel vor Versuchen, das absolute Folterverbot aufzuweichen. Die Verhöre von Murat Kurnaz in Guantanamo und von Mohammed Haidar Zammar in Damaskus durch deutsche Behördenvertreter stellen aus Sicht der Bürgerrechtsorganiationen unerträgliche Verletzungen menschenrechtlicher Garantien dar.
Beide waren in Haft gefoltert worden und wurden danach von deutschen Behörden verhört. Die Organisationen verurteilen dieses menschenrechtswidrige Vorgehen deutscher Sicherheitsbehörden. Das absolute Folterverbot verbiete es, erfolterte Informationen zu nutzen oder "weichgefolterte" Gefangene zu verhören. Die Verwertung von erfolterten Informationen, die unter anderem Bundesinnenminister Schäuble Ende 2005 gerechtfertigt hatte, sei auf keinen Fall zulässig. Wer von Folter profitiere, trage letztlich zur Legitimation von Folter bei. Das Jahr 2005 habe erschreckend gezeigt, dass die Menschenrechte auch in Deutschland ernsthaft in Gefahr sind.
Die Bürgerrechtsorganisationen fordern die Bundesregierung auf, das absolute Folterverbot uneingeschränkt anzuerkennen und jeder Aufweichung menschenrechtlicher Garantien entgegenzutreten.
Weitere Themen des Grundrechte-Reports sind: der Ausbau des Überwachungsstaates, u.a. durch die Einführung biometrischer Pässe, durch die weitere Einschränkung des Datenschutzes oder durch Lauschangriffe. Der Grundrechte-Report 2006 kritisiert außerdem die Verletzung der Pressefreiheit, die Einschränkung des Demonstrationsrechts, die weitere Aushöhlung des Flüchtlingsrechts, zunehmende Repressionen gegenüber Muslimen und demokratiegefährdende Aktivitäten von Geheimdiensten. Als positive Entwicklung sehen die Herausgeber die Einführung des Informationsfreiheitsgesetzes, welches der erste wichtige Schritt in Richtung transparente Verwaltung bedeute.
Humanistische Union e.V. - Bundesgeschäftsstelle - Greifswalder Straße 4 10405 Berlin Tel. 030 / 204 502 56 Fax 030 / 204 502 57 Web: www.humanistische-union.de
(mmb, 2256) LÄ, fs, 1912011
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Einladung :
Die Humanistische Union, Deutschlands älteste Bürgerrechtsbewegunglädt zu folgendem Termin:
Präsentation des Grundrechte-Reports 2006 Montag, 22.5.2006 11.00 Uhr Ort: Schlosshotel Karlsruhe, Bahnhofplatz 2, 76137 Karlsruhe
Der Grundrechte-Report 2006 wird vorgestellt von: Prof. Dr. Jutta Limbach, Präsidentin des Goethe-Instituts und ehemalige Bundesverfassungsgerichtspräsidentin
Für die Herausgeberorganisationen sprechen: Dr. Till Müller-Heidelberg, Humanistische Union Marei Pelzer, Pro Asyl Moderation: Eckart Spoo, Journalist
Für Journalistinnen und Journalisten werden Belegexemplare des Buches zur Verfügung gestellt. Falls Sie Bildmaterial von der Preisverleihung wünschen, wenden sich bitte vorab an Sven Lüders (Tel. 030/204 502 56 bzw. lueders@humanistische-union.de).
Zum Grundrechte-Report 2006: Der Grundrechte-Report feiert dieses Jahr sein 10-jähriges Jubiläum. Das jährlich zum Verfassungstag am 23. Mai erscheinende Jahrbuch hat sich zum Sprachrohr all derjenigen entwickelt, die sich für die Menschen- und Bürgerrechte und für den demokratischen Rechtsstaat einsetzen. In Deutschland geraten die Grund- und Menschenrechte zunehmend in die Defensive. Die flächendeckende Videoüberwachung der Innenstädte, eine weitreichende Speicherung aller Telekommunikationsdaten und die vorbeugende Inhaftierung Terrorismusverdächtiger sollen, so wird es der Öffentlichkeit vermittelt, für mehr Sicherheit im Angesicht einer weltweiten terroristischen Bedrohung sorgen.
In Zeiten großer Sparzwänge müssten auch Abstriche am Existenzminimum zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hingenommen werden. Wie diese und andere Verstöße gegen das Grundgesetz Rechtsstaatlichkeit, Sozialstaatsgebot und Demokratie in Deutschland bedrohen, schildert der Grundrechte-Report 2006. Der jährliche Grundrechte-Report namhafter Bürgerrechtsorganisationen fragt nach Beachtung und Schutz der Verfassung und nennt aktuelle Missstände beim Namen.
Grundrechte-Report 2006 Zur Lage der Bürger- und Menschenrechte in Deutschland; Herausgeber: T. Müller-Heidelberg, U. Finckh, E. Steven, J. Kühn, J. Micksch, W. Kaleck, M. Kutscha, R. Gössner und F. Schreiber; Preis: 9,95 Euro; 256 Seiten; ISBN 3-596-17177-6; Fischer Taschenbuch Verlag; Juni 2006
Herausgegeben von: Humanistische Union, Gustav Heinemann-Initiative, Komitee für Grundrechte und Demokratie, Bundesarbeitskreis Kritischer Juragruppen, PRO ASYL, Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein, Vereinigung demokratischer Juristinnen und Juristen, Internationale Liga für Menschenrechte, Neue Richtervereinigung
Eine ausführliche Übersicht der Themen und Autoren des neuen Grundrechte- Reports finden Sie auf unserer Homepage unter:
http://report.humanistische-union.de -- Humanistische Union e.V. - Bundesgeschäftsstelle - Greifswalder Straße 4 10405 Berlin Tel: 030 - 204 502 56 Fax: 030 - 204 502 57
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