Berliner Szene: SO 36. Kreuzberger wehren sich

Berlin: Kreuzberger wehren sich


Von Helmut Lorscheid

Berlin, 22.4.2010. Noch ist kein 1. Mai. Aber auch vor den alljährlichen "Maifestspielen" mit Musik, Polizeisirenen, Demonstranten, gewaltbereiten Jugendlichen und ebensolchen Polizeibeamten, gibt es im früheren Kreuzberg "SO 36" genügend Anlass für Demonstrationen. So ist der Veranstaltungsort und die Kneipe mit dem traditionellen Namen "SO 36" [http://so36.de/sobleibt.htm] von der Schließung bedroht. Die neuen Besitzer wollen mehr Geld verdienen und planen mit der Immobilie künftig noch mehr Geld zu verdienen. In der direkten Nachbarschaft musste vor paar Monaten eine andere Kiezinstitution schließen - das seit 1. Mai 1987 bestehende "Cafe Jenseits." Die Miete war verdoppelt worden. Doch die Kreuzberger sind ein buntes und munteres Völkchen. In diesem Stadtteil wird kein Baum gefällt, ohne dass es einen Aufschrei der Entrüstung gibt. So wurde auch die Mieter-Demonstration auf dem Heinrichplatz zum großen Erfolg. Statt der zuvor angemeldeten rund 100 Teilnehmer kamen am Samstag. 17.4. zwischen 400 - und 500 Menschen, um gegen steigende Mieten und die damit einhergehende Vertreibung der bisherigen Bewohner des Quartiers zu demonstrieren. Das Motto der Demo "Umsonstladen statt Yuppie-Bar am Heinrichplatz jetzt erst recht! Steigende Mieten stoppen! Polizeigewalt gemeinsam entgegentreten!" Die Besetzer erinnerten damit gleichzeitig an den im Juni 2009 nach langer juristischer und politischer Auseinandersetzung mit großem Polizeiaufwand geräumte Haus Brunnenstr. 183 im Bezirk Mitte, in dem sich auch der "Umsonstladen befand.

Eine Woche zuvor war ein Besetzung des ehemaligen "Cafe Jenseits" in das "Cafe Diesseits" mit Polizeigewalt beendet worden. Zu dieser Besetzung hat der Freundeskreis Video ein beeindrucktendes Video erstellt: [http://freundeskreis-videoclips.de/besetzung -umsonstladen-cafe-diesseits/] Dort kommt auch der ehemalige Inhaber des Cafe Jenseits ausführlich zu Wort und berichtet über 25 Jahre Leben und Arbeiten am Heinrichplatz.

Neuer Besitzer der Immobilie Oranienstraße 16 (direkt am Heinrichtplatz) ist die „Mähren-Gruppe“ [http://www.maehren-immobilien.de/referenzen] (Mähren-Immobilien, Mähren-Grundbesitz und Mähren-Invest GmbH) die die Ladenfläche der Oranienstraße 16 für 3.000 EUR Kaltmiete im Monat bzw. 40 EUR/qm2 neu vermieten will. Nach Darstellung der Aktivisten mochte die Polizei, die in einer, in Berlin bei autonomen Aktionen stets üblichen völlig übertriebenen Aufgebot anwesend war, "einmal mehr die Schikanierung der Kundgebungs-TeilnehmerInnen nicht unterlassen. Personalien wurden anlassunabhängig überprüft, TeilnehmerInnen teils mehrfach durchsucht, andere TeilnehmerInnen ohne Begründung teilweise überhaupt nicht auf den Kundgebungsort gelassen. "

Zum Weiterlesen:
[http://de.indymedia.org/2010/04/277852.shtml]

(Zum Thema Schwerpunktsetzung der Polizeiarbeit in Berlin, siehe auch:
[http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26450/1.html] )


http://so36.de/

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