Nahrungsmittelpreise in Aegypten 2010 gestiegen

Nahrungsmittelpreise in Aegypten 2010 gestiegen

Pressemitteilung, http://www.wfp.org/, vom 8.2.2011

Die aktuellen Entwicklungen in Ägypten
und weiteren nordafrikanischen Ländern haben zahlreiche Nachfragen aufgeworfen, welche Rolle die weltweit gestiegenen Nahrungsmittelpreise und die Spekulation mit Agrarrohstoffen in diesem Zusammenhang spielen.

Wir möchten Ihnen daher im folgenden einige Informationen für Ihre Berichterstattung zur Verfügung stellen, auch für Interviews stehen Ihnen WFP-Vertreter gern zur Verfügung:

1. Preise: Die Nahrungsmittelpreise sind in Ägypten Ende vergangenes Jahres deutlich gestiegen, sie lagen im Vergleich zum Vorjahresquartal rund 20% höher als Ende 2009 (Kairo und urbane Gebiete).

2. Ursache des Preisanstiegs waren Wetterentwicklungen und Missernten im Lande selbst, insbesondere aber auch die international gestiegenen Nahrungsmittelpreise. Ägypten muss wie die meisten nordafrikanischen Länder rund 50% seines Nahrungsmittelbedarfs importieren.

3. Wichtigstes Grundnahrungsmittel in Ägypten ist Weizen. Dieser muss teils zu 60% importiert werden und hat zugleich großen Einfluss auf den im Lande politisch sehr sensiblen Brotpreis. Vor diesem Hintergrund hatte Präsident Mubarak bereits bei den Hungerunruhen 2008 in Ägypten das Militär damit beauftragt, Brot zu backen und an Bedürftige zu verteilen.

4. Insbesondere der internationale Weizenpreis ist in der zweiten Jahreshälfte 2010 massiv gestiegen, je nach Weizensorte zwischen 50 und 60%. Dies hat den Druck auf die lokalen Brotpreise deutlich erhöht. Demonstranten haben in den vergangenen Wochen während der Proteste vielfach Brotlaibe hochgehalten und gegen die gestiegenen Preise protestiert.

5. Ein durchschnittlicher Haushalt in Ägypten muss fast die Hälfte seines Einkommens für Essen ausgeben (44%, Vgl. Deutschland: ca. 10%). Jeder fünfte Ägypter lebt zudem in absoluter Armut. Arme Menschen müssen im Schnitt zwischen 70-80% ihres Einkommens nur für Essen aufwenden, kommt es zu Preissteigerungen, drohen sie dem Hunger zu verfallen. Bereits heute muss allein das UN World Food Programme (WFP) fast 400.000 Ägypter mit Ernährungshilfe unterstützen.

6. Daten zur Spekulation mit Agrarrohstoffen und ihrer Bedeutung für den Anstieg der Preise sind rar aufgrund mangelnder Transparenz und Meldepflichten auf vielen Finanzmärkten. Gleichwohl lässt sich feststellen:

- Insbesondere der international gestiegene Weizenpreis ist nicht allein aufgrund aktueller Entwicklungen von Angebot und Nachfrage erklärbar; einerseits haben geringere Ernten 2010 in Russland und Kanada das Angebot verringert, andererseits lagern weit größere Menge Weizen weltweit in Getreidesilos und die entstandene Lücke könnte geschlossen werden, wenn diese auf den Markt kämen.

- Finanzexperten weisen überdies darauf hin, dass beispielsweise an den US-Warenterminbörsen heute so viele spekulative Agrarderivate gehalten werden wie nie zuvor, selbst das bisherige Hoch der Welternährungskrise 2008 werde weit überschritten.

- Die französische Regierung hat eine Re-Regulierung der Spekulation mit Agrarrohstoffen vor diesem Hintergrund als Priorität auf die Agenda ihrer G20-Präsidentschaft gesetzt.

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Katharina Weltecke
Public Information Assistant

UN World Food Programme (WFP)
Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen

Tel.: +49 30 206 149-29

www.wfp.org/de


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