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Ein Tag zum Heulen.

Auszug aus:

Der Klagetag

Von Paul-Hermann Gruner

Der Inationale Frauentag wirkt in Deutschland wie die Verabredung zur kollektiven Depression. Ein Tag zum Heulen. Pascale Hugues, seit 1995 in Berlin lebende Korrespondentin für französische Medien, beschreibt die deutsche Version des 8. März schon seit Jahren als "verkniffenen und verkrampften Tag voll alarmierender Statistiken und deprimierender Evaluationen".

Jede Statistik, jede Zahl, jede Kurve, die am 8. März mit großer Geste publiziert wird, behauptet: Frauen sind in dieser Gesellschaft per se Opfer. Und darüber hinaus selbstverständlich ohnehin überall. Wahrscheinlich verschafft diese erdenschwere Grundhaltung in der grob selektiven Wahrnehmung durchaus Satisfaktion. Opfersein macht mächtig. Glücklich jedoch macht es nicht.

Der Frauentag Marke Deutschland ist in einer seltsam blutleer vollzogenen Wiederholungs - schleife gefangen. Das Schlimmste ist jedoch, dass das Thema hierzulande intellektuell langweilt. Frau könnte ohne Ende Talente, Stärken, eine ganz neue Frauengeneration und dramatische Erfolge feiern. Aber nein, - das wäre zu fröhlich, zu ausgelassen, zu positiv. Auch, weil es um Selbsterhaltung der feministischen Industrie geht: um Gleichstellungs-Stellen, Gleichstellungs-Etats und damit um Geld, um das Heer der Beraterinnen, Helferinnen, Therapeutinnen, Spezialistinnen mit garantiertem Gehör im politischen Raum. Daher also: same procedure as every year. "Müde und routiniert spulen die zuständigen Beschwerdeführerinnen ihre Klagelisten ab", befindet die Journalistin Mariam Lau. Und sagt: "Den Frauen ist es noch nie so gut gegangen, aber der 8. März zählt zu den traurigsten Ritualen der Republik."

Der 8. März in Deutschland: Er repräsentiert das verbissen rechthaberische Kampfklima eines versteinerten Feminismus, der zum großen Netzwerk einer Unterdrückungsbehauptung geworden ist. Ein Tag, um Empörungsbereitschaft zu zeigen und Ansprüche zu stellen, entrückt vom Realen. Pascale Hugues sagt dazu: "Eine Französin wird diese deutschen Frauen nie verstehen."

Dradio. Kultur. Politisches Feuilleton.

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Paul-Hermann Gruner, geboren 1959 in Rüsselsheim, Studium der Politischen Wissenschaft und Ökonomie, Geschichte und Pädagogik.

Seit Anfang der 80er Jahre tätig als bildender Künstler, 1995 bis 2000 Leiter der Kommunalen Galerie Darmstadt, seit 1996 in der Redaktion des "Darmstädter Echo", daneben Publikationen in regionalen und überregionalen Zeitungen, satirische Texte, zahlreiche Buchveröffentlichungen und Performances. » DKultur-Radio: Die Klage Text sowie im mp3k - Format. (Bild: privat)

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