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Integration, Islamophobie und Bürgerrechte

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Die Schwierigkeiten muslimischer Migranten haben nichts mit Religion zu tun.

Von Sulaiman Wilms, Berlin

03.07.2008 Europa (iz). Muslime und Europa, im Verhältnis der beiden, wird in zunehmendem Maße vor allem in Gegensätzen und polarisierenden Bildern gedacht. Dass es in manchen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union Probleme gibt, kann niemand leugnen; offen bleibt allerdings, was deren Ursachen sind. Die Muslime dieses Kontinents sehen sich so in steigendem Maße mit dem Vorwurf konfrontiert, sie seien aus religiösen Gründen nicht mit der hiesigen Werteordnung kompatibel. Einige Institutionen und Initiativen in EU-Mitgliedsstaaten beschäftigen sich mittlerweile mit der Dokumentation ­dieses Sachverhalts.

Taskin Tankut Soykan, Berater der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in der Bekämpfung der Diskriminierung von Muslimen, machte auf der jüngsten EMU-Konferenz deutlich, dass die ­euro­päischen Staaten tatsächlich ein ­Prob­lem mit Intoleranz gegenüber Muslimen haben. Mittlerweile hätten sich OSZE-Mitgliedsstaaten verpflichtet, diese nicht nur zu erforschen, sondern auch durch Aufklärungskampagnen zu vermindern. Einschränkend müsse er einräumen, dass es im Gegensatz zu anderen Bürgerrechtsfragen wenige Einrichtungen gebe, die hierzu forschten.

Zum gleichen Thema traf man sich auf Einladung des Institute of Race Relations, um über Integration, Islamophobie und Bürgerrechte zu diskutieren. Dessen Erkenntnisse hätten ergeben, dass es entgegen der öffentlichen Wahrnehmung nicht der Unwille muslimischer Gemeinden zur Integration ist, der das Zusammenleben heute vor Herausforderungen stelle. Zwei Faktoren hätten Integration behindert: Die wirtschaftliche Restrukturierung der letzten 20 Jahren und ein struktureller anti-muslimischer Rassismus habe viele muslimische Gemeinschaften marginalisiert. Um die ­Integration sinnvoll voranzutreiben, müsste die regionale Diskriminierung junger Muslime in den europäischen Ökonomien beendet werden sowie auf nationaler Ebene jene Debatten, die Muslime dämonisierten.

Diese Erkenntnisse sind übrigens längst im europäischen Diskurs angekommen. In bemerkenswerter Klarheit hat der französische Autor Olivier Roy in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau die heutige Lage analysiert. Seine Forderung ist prägnant: Lasst uns aufhören, über Religion und Kultur zu reden. Scharfsinnig hat Roy den Unterschied zwischen Religion und Kultur erkannt. Die emporstrebende muslimische Mittelschicht will als eine westliche Glaubensgemeinschaft beachtet werden und nicht etwa als eine fremde Kultur, ist die klarsichtige Einschätzung des französischen Experten.

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