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Jugendfilm "Glue": Frei(t)räume für ersten Sex

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Film. "Glue" Liebe und Sehnsucht

Punk-Songs, der erste Sex und Drogen/Regie-Debüt "Glue" von Alexis Dos Santos

Von Michael Ermisch

Patagonien – Der südlichste Zipfel Südamerika, karge Landschaften, hohe Temperaturen, nur wenige Menschen. Die spröde Gegend bildet den Hintergrund für "Glue", einen fast meditativen Coming-Of-Age-Film. Der 15-Jährige Lucas hat nur einen Wunsch: „Diesen Sommer muss es passieren!“ Wie alle Teenager hat es Lucas gründlich satt, Jungfrau zu sein, und will daran schnell etwas ändern. Er bemerkt die eigenen körperlichen Veränderungen, aber interessant sind für ihn vor allem die der anderen. Dabei ist es im Überschwang der Hormone relativ egal, ob es um die Brüste der Mädchen geht oder um die Achselhaare seines besten Freundes.

Lucas hängt am liebsten mit der schüchternen Andrea und  seinem besten Freund Nacho herum. Mit dem will er in einem Stundenhotel Klebstoff schnüffeln, Pornos gucken und die Sache mit dem weiblichen Geschlecht in den Griff kriegen. Als die eingeladenen Mädchen die Biege machen, ist das auch egal, denn „worin liegt der Unterschied, einen Jungen oder ein Mädchen zu küssen? Jungen haben Bärte, sonst ist es das Gleiche.“ Diese Nacht verändert Lucas Freundschaft mit Nacho und die Nacht im Rausch endet enttäuschend klebrig. Das Regie-Debüt "Glue" des Regisseurs Alexis Dos Santos ist ein One-Big-Teenager-Experiment. Pubertätsgeschichten sind schon Dutzende Male verfilmt worden, aber noch nie so charmant, vorurteilsfrei und ziellos und mit so fabelhaften Darstellern. "Glue" macht Spaß, und das soll er auch. Der Film verwirrt, weil die Hauptcharaktere verwirrt sind, und wirkt authentisch, weil die Schauspieler es sind. Im Drehbuch hielt der Regisseur vor Beginn der Dreharbeiten die Szenen fest, doch bei den Dialogen vertraute er ganz auf die Improvisationsfähigkeiten der jungen Darsteller. Dos Santos hat gut daran getan, denn die Darsteller erfüllen die Charaktere mit ihrem eigenen Leben und erschaffen so durch und durch glaubwürdige Figuren. Da wird gestottert, überselbstbewusst aufgetrumpft und angegeben, sich nicht mitgeteilt und ein ganzes erwachsenes Liebesgeständnis in einem jugendlichen Augenaufschlag gepackt.

Es geht nicht um Vorkämpfertum oder selbstbewusste Homosexualität, sondern um den sexuell spielerischen Freiraum, den die ersten heftigen Sehnsüchte und unkontrollierten neuen Körperfunktionen in einem auslösen, wenn man soweit sein will, ohne es eigentlich zu sein. Ein sehr sehenswertes filmisches Experiment, zu dem unter anderem die Voilent Femmes einen generationenübergreifend pubertären Soundtrack beigesteuert haben. Für diese Studie über ein Teenager-Dasein am Ende der Welt, erhielt Dos Santos zahlreiche Filmpreise. (me)

"Glue" läuft seit dem 1. Mai 2008 im Kino

 

 

 

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