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Talents 18 . Kaschmir

Pressemitteilung von C/O Berlin, 25. Januar 2010,

Andy Spyra / Christin Müller

Der C/O’s e.V. setzt vom 20. März bis 25. Mai 2010 die Serie Talents unter dem Titel Kaschmir mit Fotografien von Andy Spyra und Texten von Christin Müller fort. Talents präsentiert Fotografen und Kunstkritiker an der Schwelle zwischen Ausbildung und Beruf. Die Eröffnung findet am Freitag, den 19. März 2010, um 19 Uhr im Postfuhramt in der Oranienburger Straße 35/36 statt.

In Kaschmir beginnt der Garten Eden. Riesige Bäume, Gärten und Obstplantagen charakterisieren die Landschaft am Fuße des Himalaya, daneben schaukeln sanft Hausboote an den Ufern des Dal-Sees. Es ist jedoch nur scheinbar das Paradies. Stacheldraht, Waffen, Demonstrationen, Leid und Tod – Kaschmir ist eines der militarisiertesten Gebiete der Welt. Seit 1947 herrscht ein blutiger Konflikt zwischen Pakistan und Indien um diesen Landstrich. Seine Bewohner kämpfen gegen die militärische Besatzung Indiens und verdoppeln so die kriegerische Auseinandersetzung. Jedes Jahr sterben dort hunderte Menschen. Eine Entspannung des Konflikts ist nicht in Sicht. Stattdessen wiederholen sich die Ereignisse in einer seltsamen Gewohnheit. Immer wieder protestieren die Kaschmiren, immer wieder sterben Menschen. Von dieser Situation des dynamischen Stillstandes erzählt Andy Spyra in seinem visuellen Langzeitprojekt, das die Charakteristika von Reisebildern, Narration und Dokumentarfotografie verbindet – eine einzigartige, subjektive und emotionale Krisenfotografie jenseits der Schnelligkeit der heutigen Medien.

Zufälig reist Andy Spyra 2007 nach Kaschmir und kehrt fasziniert von diesem Gebiet zwei Mal dorthin zurück. Tagelang, wochenlang lässt er sich treiben und anstecken von den Extremen, die das Leben und die Landschaft prägen. Ob schnell oder langsam – er übernimmt den jeweiligen Rhythmus seines Sujets. Das Kaschmir-Projekt ist für den jungen Fotografen auch die Suche nach einer eigenen fotografischen Sprache. So osszillieren seine expressiven S/W-Bilder zwischen Information und Emotion, objektivem Bericht und subjektivem Erleben. Sie zeigen plastisch die Ambivalenz von Krisenfotografie zwischen Nähe und Distanz. Kann ein Fotograf in extremen Situationen nur nüchterner Dokumentarist bleiben?

In der Bildsprache von Andy Spyra werden zwei Seiten sichtbar. Ein Teil seiner Fotografien erinnert an den klassischen Fotojournalismus mit gleichmäßiger Belichtung, ruhigen Aufnahmewinkeln aus Augenhöhe und hoher Tiefenschärfe. Hier werden dynamische Momente eingefroren und Ereignisse verdichtet. Sie sind anscheinend klare Zeugnisse authentischer Situationen. Im anderen Teil seiner Bilder löst sich die scheinbar fotografische Strenge auf und Schwarz dominiert. Es gibt keine gleichmäßige Ausleuchtung oder Scharfzeichnung aller Bildebenen mehr. Zudem beginnt die Perspektive zu wanken, die Größenverhältnisse verschieben sich durch niedrige oder hohe Aufnahmewinkel. Hier wird Andy Spyra selbst Teil des Sujets und verliert den Halt und Überblick, so dass die vermeindliche Objektivität und Gewissheit über die Situation in Kaschmir gänzlich verloren geht. Stattdessen erweitern sich die Bilder um eine zusätzliche Dimension, um die Erfahrungen des Fotografierenden. Von dieser Einbettung des persönlichen Erlebens in den Bilder geht eine unbestimmte Unruhe und Bedrohung aus – und genau dieses Überschreiten des rein faktischen Sehens macht den Konflikt für den Betrachter erfahrbar.

Andy Spyra, geboren 1984, begann 2008 sein Studium der Fotografie an der Fachhochschule Hannover. Er verbindet das Fotografieren mit Reisen, die ihn bisher nach Indien, auf den Balkan und jüngst in den Nahen Osten führten. Seine Arbeiten waren bei dem New York Photo Festival zu sehen und wurden unter anderen mit dem Canon Profifoto Förderpreis, dem PGB Picture Award, dem International Picture Award sowie dem Getty Images Grant for Editorial Photography ausgezeichnet. Andy Spyra lebt in Hagen.

Christin Müller, geboren 1983, studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim und in einem Auslandssemester Fotografie an der Novia University of Applied Sciences in Nykarleby, Finnland. In ihrer Diplomarbeit „Die Ausstellung als Kunstwerk. Besucherführung in Dora Garcìas ‚Zimmer, Gespräche‘ (Leipzig, 2007)“ beschäftigte sie sich mit der Bedeutungserzeugung im Medium der Ausstellung. Zurzeit ist sie freie Mitarbeiterin in der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig. Christin Müller lebt in Leipzig. Im Katalog zur Ausstellung setzt sie sich mit den Fotografien von Andy Spyra kritisch auseinander. Der Katalog erscheint im Deutschen Kunstverlag.

Nachwuchs fördern und ihm eine erste Chance für die Zukunft geben – Talents ist kreativer Campus für junge internationale Gegenwartsfotografie und Kunstkritik. Seit 2006 fördert der C/O’s e.V. mit dieser Ausstellungsreihe angehende Fotografen und Kritiker, die sich an der Schwelle zwischen Ausbildung und Beruf befinden. Begleitet wird jede Einzelausstellung von einer Publikation, in der Bild und Text einen Dialog eingehen. Talents ist ein internationaler Wettbewerb, der jährlich ausgeschrieben wird. Aus den eingereichten Bewerbungen wählt eine Fachjury jeweils vier Fotografen für einen Jahrgang aus. Mit Hilfe starker Partnerschaften schickt C/O Berlin die Fotografen und Kunsthistoriker in die Welt; denn dieses in Europa einzigartige Programm ist für viele junge Künstler der Ausgangspunkt für Ausstellungen, z.B. in den Goethe-Instituten Stockholm, New York oder Santiago de Chile.
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Talents 18 . Kaschmir
Andy Spyra / Christin Müller

Ausstellung 20. März bis 25. Mai 2010

Eröffnung Freitag, 19. März 2010 . 19 Uhr

Öffnungszeiten täglich . 11 bis 20 Uhr

Eintritt 8 Euro . ermäßigt 5 Euro

Veranstalter C/O Berlin
International Forum For Visual Dialogues

Ort C/O Berlin . Postfuhramt
Oranienburger Straße 35/36 . 10117 Berlin

Pressekontakt Mirko Nowak
Telefon 030.28 09 19 25 . presse@co-berlin.com
Auguststraße 5a . 10117 Berlin
» www.co-berlin.com

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