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Tag des Mauerbaus


Der Jahrestag des Mauerbaus in Deutschland inspirierte auch den Maler Lutz Papillion zu dem unten abgebildeten - noch unfertigen - Gemälde "13. August 2006".

Chefredakteurin Franziska Sylla, traf den 36jährigen Künstler zufällig vergangene Woche am Strand auf der Ferieninsel Usedom und bekam ein kurzes Exklusiv-Interview in seiner Ferienwohnung am Sonntag, den 13. August. Da war das Bild 13. August, noch nicht ganz trocken. Papillion verbat Fotos von sich zu machen; er trete nur mit seinem Künstlernamen bei Agenturen ausserhalb Deutschlands auf.

Der Nachwuchsmaler mit dem Künstlernamen Lutz Papillion schuf dieses kräftige Aquarell auf 30X40 cm rauhem, weißem Karton. Medienmodul durfte das unfertige Gemälde exklusiv veröffentlichen. (Foto : mmb)


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Medienmodul (MZD)- Redakteurin Franziska Sylla :
Herr Papillion, danke, dass Sie uns gestatten, Ihr neuestes Bild auf Medienmodul zu veröffentlichen, immerhin haben wir ja auch zeitweise eine Internetbesucherzahl von knapp 400.

Lutz Papillion : Und das Bild ist noch gar nicht fertig. Das ist mir aber egal. Sie haben mich angesprochen, ich habe mir Ihre Seite angesehen. Sie gefallen mir.

MZD : Oh, danke für das Vertrauen. Können Sie das Bild denn jetzt noch zu Ende malen, wo eine Fremde es gesehen hat ?

Papillion : Das ist eine interessante Frage. Oft ist es ja wirklich eine Art geheimer Akt, ein Bild zu produzieren. Eine innere Arbeit, bis ein Bild das wiedergibt, was es darstellen soll. In diesem Fall ist aber die Geburt bereits vollzogen gewesen. Hier sind nur noch Korrekturen und Ausarbeitungen notwendig, keine großen Veränderungen mehr möglich.

MZD : Verkaufen Sie das Bild ?

Papillion : Das ist nicht das Wichtigste.

MZD : Wovon leben Sie ?

Papillion : Ich bin ja erst seit 2001 wieder mit der Malerei beschäftigt. Gelernt habe ich in der Bildhauerei. Es sollte ein Hobby bleiben, doch die Bilder machen manchen Leuten Spaß und so verkaufe ich über Mundpropaganda und zwei Agenturen gelegentlich ein Werk. Der 13. August ist ein für mich typisches Bild.

MZD : Der sich zum 45. Mal jährende Tag des Mauerbaus, dessen Gedenken für die Zeit des Kalten Krieges steht, während ein moderner Unterdrückerstaat in Deutschland existierte, bedeutete für die meisten Menschen jahrzehntelang Trennung, Leid und Schmerz. Bis heute weiß man nicht genau, wie viele Menschen bei Fluchtversuchen starben. War es Ihnen wichtig, diesen Tag des Mauerbaus als Mahnung und Erinnerung an die Opfer festzuhalten ?

Papillion : Nein.

MZD : Wie nein?

Papillion : Ach so. Meine Bilder entstehen nicht bewußt. Ich sage mir nicht, so Lutz, morgen ist der 13. August oder nächstes Jahr beginnen die Juden den Dritten Weltkrieg. Jeder Künstler tickt ein bisschen anders, auch wenn wir im Schöpfungsprozess ähnliche Mittel verwenden. Bei mir kommen die Bilder oder besser gesagt die Energien eher unterbewußt.

MZD : Das verstehe ich nicht. Wie können Sie malen, wenn die Bilder unterbewußt sind und woher wissen Sie, dass Sie dann eigentlich malen wollen ?

Papillion : Ja. Ich male aus dem Unterbewußtsein oder nicht bewußt sein heraus. Auch meine Skulpturen mache ich so. Aus Erfahrung weiß ich, dass es meine kreative Energie ist, die einen gestalterischen Ausdruck sucht. Ich werde unruhig, nervös, meine Hände schwellen an, manchmal fühle ich mich krank und schwach, erst wenn ich anfange zu zeichnen, fühle ich mich besser. Wenn dann diese erste Verwirklichungsphase rum ist, bin ich wie in Trance, kann stundenlang arbeiten ohne zu ermüden. Es muss auch immer ein bestimmter Punkt erreicht sein, bevor ich das Bild aus den Händen legen kann, den Ton zum Trocknen ruhen lasse.

MZD : Das klingt ja, wie, wenn jemand besessen ist. Sind Sie besessen oder kann man das als Leidenschaft an der Kunst bezeichnen?

Papillion (lacht): Ganz ehrlich, eine Freude wird mir immer erst das Ergebnis meiner Arbeit, und das auch nur, wenn die so vollkommen wie möglich geworden ist. Man muss viel üben, damit die Freude größer wird.

MZD : Kunst machen, macht keinen Spaß?

Papillion : Mhm. Es ist harte Arbeit, die bewußte Übungen und immer wieder lernen, lernen, lernen heißt, damit dann die Ausdrucksart das wiedergibt, was wiedergegeben werden soll. In meinem Fall muss ich noch viel lernen. Es fällt mir schwer demütig zu sein, mich dem schöpferischen Prozess unterzuordnen, um dann, wenn die erste Phase vorüber ist, festzustellen, was ich diesmal verwirklicht habe. Dann fühle ich mich aber leicht und fröhlich und könnte Bäume ausreissen gehen.

MZD : Was war das seltsamste oder erschreckendste Bild, was Sie bisher gemalt haben ?
Papillion : Mir sind schon viele skurile, schreckliche, aber auch sehr schöne oder gar hilfreiche Geschichten passiert. Eine schöne entstand durch Meditieren über den Charakter eines Freundes. Er hatte familiäre, berufliche und wie Sie sich denken können auch persönliche Probleme in seinem Leben, die irgendwie nicht enden wollten. Er fand keine Lösung für sich und seine Probleme. Also machte ich die Augen zu, besann mich auf meinen Bekannten und malte ohne Vorzeichnen drauf los. Heraus kam ein sehr persönliches, starkes Bild, welches ich ihm schenkte. Es war kein Kunstwerk und doch war er total begeistert von diesem Bild und wollte mehr darüber wissen. Ich erklärte ihm die Symbolik und nahm Bezug zu seinem Leben. Er ist heute, drei Jahre nach dem Akt, ein erfolgreicher, glücklicher Mann, selbstbewußt und kraftausstrahlend. Wir haben heute noch Kontakt miteinander, auch wenn die Entfernungen groß sind.

MZD : Das heißt, Sie können mit Ihrer Kunst auch helfen ?

Papillion : Manchmal ja. Einmal hatte ich eine Doppelplazenta mit zwei Embryos gemalt und einen Zeitungsleser. Eine Woche später war der beste Freund meines Freundes zufällig bei mir zu Besuch. Ich zeigte ihm dieses Bild, von vielen. Er war geschockt, sagte, dass genau dieses Schicksal ihn und seine Freundin, die werdende Mutter seiner Kinder, ereilt hatte. Leider zog der Mann keine Lehre aus der Erkenntnis, sondern wiederholte seinen Fehler erneut. Aber das ging mich dann nichts mehr an.

MZD : Hui, das klingt ja unheimlich, was Sie da sagen.

Papillion : Das finde ich auch manchmal. Kunst hat viel mit Wahrheit zu tun. Und mit Demut. Jedenfalls bei mir. Es hat mich gefreut, dass Sie mich angesprochen haben und ich Ihnen mal etwas über meine Arbeit erzählen konnte.

MZD : Ich bedanke mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Vielen Dank.
(Das Interview führte Franziska Sylla am 13. August 2006 auf der Insel Usedom, Ostseeküste)