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Integration und Arbeitsmarkt

"Vernetzt euch und schafft Klarheit"
Bei der Integration von Migranten gibt es schon viele gute Ansätze. Und viele Politiker und Praktiker arbeiten derzeit an einer besseren Vernetzung der verschieden Projekte und Initiativen. Mecklenburg-Vorpommern verzeichnet erste Erfolge.
Elena Popkov ist integriert. Sie kommt aus Kasachstan. Dort arbeitete sie als Krankenschwester und Laborassistentin. In Deutschland konnte sie sich ihre Ausbildung nicht sofort anerkennen lassen. "Das ging nicht so einfach", berichtet sie. Popkov absolvierte eine Weiterbildung, um in Deutschland als Gesundheits- und Krankenpflegerin arbeiten zu können. "Die Ausbildung lief wunderbar", ergänzt die Einwanderin. Einen Arbeitsplatz hatte sie schon vor dem Abschluss in der Tasche.

Ausländer häufiger arbeitslos als Deutsche
Nicht immer verläuft die Integration von Ausländern in den Arbeitsmarkt so erfolgreich wie bei Elena Popkov. Nach wie vor sind Migrantinnen und Migranten wesentlich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Deutsche. Ihre Arbeitslosenquote war im Juli 2010 mit 15,5 Prozent mehr als doppelt so hoch.

"Die Gruppe der arbeitslosen Ausländer ist eine der größten und auch eine der stabilsten in unserer Arbeitsmarktstatistik", bedauert Heinrich Alt, Vorstandmitglied der Bundesagentur für Arbeit (BA). Fehlende Schulabschlüsse und geringere Qualifikationen erschweren aus Alts Sicht die Chancen auf Arbeit oder Ausbildung. Hinzu kämen vielfach Sprachdefizite - auch in der zweiten oder dritten Generation.

Fördern und Vernetzen
Mittlerweile gibt es bundesweit schon viele erfolgreiche staatliche und private Initiativen zur Integration von Migranten. Christoph Möller, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rostock, ist sich sicher, dass es keine Erkenntnisdefizite mehr gibt. "Ich verstehe das bundesweite Integrationsprogramm so: Vernetzt euch und schafft Klarheit."

Das Integrationsprogramm ist ein langfristiger Prozess, um die Praxis der Integrationsförderung zu verbessern. Es bringt die wichtigsten Akteure der Integrationsarbeit zusammen. Mit ihrer Hilfe sollen staatliche und private Integrationsangebote besser koordiniert und weiterentwickelt werden. Bisher fehlt es nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge oft an Transparenz. Die Angebote sind noch nicht ausreichend aufeinander abgestimmt.

Integration mit individueller
beruflicher Förderung
"Vernetzung wird in Rostock schon gelebt", meint Möller. Besonders erfolgreich ist die Initiative "Integration durch individuelle berufliche Qualifizierung" (IBQ). Das Integrationsprogramm unterstützt langzeitarbeitslose Migranten aus der Stadt Rostock und drei Landkreisen dabei, einen Beruf zu finden oder sich selbstständig zu machen. Es soll ein roter Faden auf dem Weg in den Arbeitsmarkt sein. IBQ koordiniert und bündelt die verschiedenen Integrationsprogramme und den Einsatz von Arbeitsmarktinstrumenten.

Die Federführung hat der IntegrationsFachDienst Migration Mittleres Mecklenburg und Nordvorpommern. Langzeitarbeitslose Migranten erhalten dort eine individuelle Beratung. Fachleute helfen den Arbeitslosen, ihre Kompetenzen festzustellen und ihren Berufsweg zu planen.

Auch bei der Umsetzung dieses Planes erhalten sie Unterstützung. Gegenwärtig sind 57 Bildungsträger mit ihren Angeboten an IBQ beteiligt. "Wir haben jetzt ein Netzwerk von Akteuren, das nachhaltige Erfolge vorweisen kann", sagt Thorsten Nappe, Bereichsleiter im Hanse-Jobcenter Rostock.

Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse
Immer wieder erfahren Migrantinnen und Migranten hierzulande, dass die Anerkennung ihrer ausländischen Berufsabschlüsse schwierig ist. Allein 500.000 von ihnen haben einen akademischen Abschluss, der in Deutschland nicht anerkannt ist. Auch hier herrscht nach Meinung vieler Experten Koordinierungsbedarf.

Migranten treffen auf einen Dschungel an Zuständigkeiten. Teilweise bestehen Informationsdefizite, außerdem erhebliche regionale Unterschiede. Ein russischer Friseur bekommt in München etwa seinen Abschluss nicht unbedingt genauso anerkannt wie in Bremen.

"Hier besteht dringender Handlungs- und Reformbedarf", sagt Dagmar Beer-Kern vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Die Bundesregierung beabsichtigt, noch in diesem Jahr einen Gesetzesentwurf vorzulegen, mit dem auch Ausländer aus Drittstaaten einen Rechtsanspruch auf ein Anerkennungsverfahren ihrer Qualifikation bekommen sollen. Bei einer Teilanerkennung sollen sich die Migranten in Zukunft leichter fortbilden können. "Da ist auch die Kooperation mit der Wirtschaft wichtig", meint Beer-Kern. So könnten Migranten Praktika oder Trainee-Programme absolvieren, um Teilqualifizierungen zu erhalten.

Vernetzung und Kooperation sind also wichtig, damit Integration gelingt. Auch in Anbetracht der demografischen Entwicklung müssen wir Migranten bestmöglich integrieren. Denn es gibt immer weniger Erwerbstätige. Christoph Möller ist überzeugt: "In Zukunft ist es nicht mehr wichtig, wo ein Mensch herkommt, sondern wo er hin will."

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Kontext: IBQ Integrationsprogramm

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