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Deutschland dankt Gastarbeitern von 1950

Berlin, 6. Oktober 2008. Erst Gastarbeiter, dann Ausländer, dann Migrationsbürger. Jetzt dankte Deutschland den Zugewanderten. Die Bundesregierung lud am vergangenen Mittwoch, den 1. Oktober, einige Bürgervertreter der ersten Generation der Gast- und Vertragsarbeiter der Nachkriegsjahre ins Bundeskanzleramt ein. Warum? „Weil wir Ihnen Dank sagen wollen“, so Maria Böhmer (CDU), die Beauftragte der Regierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, in ihrer Begrüßungsrede. „Sie haben hart gearbeitet und damit zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Wohlstand in Deutschland beigetragen. Sie haben sich für ein besseres Miteinander eingesetzt. Sie haben Deutschland bereichert“, betonte die Integrationsbeauftragte.

Dieser Dank sei nicht allein der Dank der Politik und der Wirtschaft. „Es ist der Dank unseres gemeinsamen Landes“, sagte Maria Böhmer und frischte die Erinnerungen an die 1950er Jahre auf, in denen der Wirtschaftsboom los ging. Damals wurden dringend Arbeitskräfte gebraucht- doch der einheimische Markt war ausgeschöpft, so begannen die Bundespolitiker ab 1955, ausländische Arbeitnehmer anzuwerben.

Die DDR konnte ihren Bedarf an Arbeitskraft auch nicht in allen Bereichen decken, heißt es in einem Redemanuskript. Sie habe von der Zuwanderung genauso profitiert. Die Gastarbeiter kamen unter anderem aus Italien, Spanien, Griechenland, Jugoslawien, der Türkei, Vietnam, Korea oder Angola. Im afrikanischen Land Angola beginnt jetzt erst ein Wirtschaftsboom. Viele der Großelterngenerationen der Aufbauzeit wollten eigentlich nur „zwei, drei Jahre in Deutschland arbeiten und dann mit etwas Geld wieder in die Heimat zurückkehren“, sagte der Teilnehmer spanischer Herkunft im Bundeskanzleramt zu etwa 250 gut gelaunten Gästen, „aber daraus sind jetzt 40 Jahre geworden“. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) befragte ihre Gäste an diesem Tage selbst.

Mit auf dem Podium saßen Michael Sommer vom Bundesverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Günther Fleig, Mitglied im Personalvorstand der Daimler AG sowie Jürgen Hambrecht, der im Vorstandsvorsitzender der BASF sitzt. Die Integrationsministerin Böhmer würdigte den Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise: „Die Vermittlung von Arbeitskräften aus Zuwanderfamilien und ihre Weiterqualifizierung ist ihm ein wichtiges Anliegen“, heißt es in ihrem Redemanuskript. Einige Botschafter aus den Ländern der ehemaligen Gastarbeiter der ersten Generation waren unter den Gästen.

Immer wieder geht es um den Erwerb der Sprache. Die Sprache sichere die gesellschaftliche Teilhabe. „Lernt deutsch“, sagte der kinderlose, türkischstämmige Podiumsteilnehmer: „Nein, das reicht noch nicht, beherrscht die Sprache, sonst gibt es Missverständnisse. Bitte, bitte junge Generation, das ist für unsere Zukunft und für Deutschland“. Während Vertreter der ersten Gastarbeitergeneration ihrer jeweiligen muttersprachlichen Kultur angehören und meistens gut deutsch können, wuchs die Folgegeneration bereits zweisprachig auf: „Wir haben so viele Kinder, die beide Sprachen sprechen“, lobte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die positiven Entwicklungen der Integration. Im jahrzehntelangen Einwanderungsprozess habe die Regierung „aber dazu gelernt, dass die dritte und vierte Generation oftmals keine der beiden Sprachen mehr richtig kann“.

Da passe die Annahme nicht mehr, „wer eine Sprache kann, der kann auch eine andere lernen“, so die Kanzlerin, wie es bei dem türkischstämmigen Podiumsgast noch zutrifft. Auf die Frage, ob er auf türkisch oder deutsch sprechen werde, antwortete er entspannt in akzentfreiem, rhythmischen Deutsch: „Wir sind jetzt Ausland, da müssen wir deutsch sprechen.“ Dazu müsse aber immer das Signal des Willkommens zu spüren sein. Das Gefühl der "Heimat hat mehr mit dem Herzen als mit dem Kopf zu tun und wir Deutsche haben nicht immer die Sprache des Herzens gesprochen", sagte Staatministerin Maria Böhmer. Dafür spreche die Bundesregierung die Zuwandererfamilien "heute an und in Zukunft, denn wir haben eine gemeinsame Zukunft. Die Zukunft sind unsere Kinder und Enkel."

(Namensliste der Podiumsteilnehmer ab Mittwoch auf dieser Seite./ » fs, LÄ 6.10.2008)

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