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Ärztepfusch: Ärzte liessen Patienten verhungern

Berlin, 10.3.2011.

Ärztepfusch: Ärzte liessen Patienten verhungern und verdursten, räumten Fehler ein und entschuldigten sich.


Der Mann, Paul Müller, lebte in Berlin mit seiner Frau Annette. Neben einigen Gebrechen des Alterns überstand er eine Kehlkopfkrebsoperation im Jahr 2003. Den Krebs war er völlig los. Und sprechen konnte er mit Hilfe einer Stimmprothese. 2004 erhielt der Rentner einen Herzschrittmacher.

Die Ärzte stellten eine stabile Gesundheitsfolge fest und der Patient kam nur noch gelegentlich in das Krankenhaus. Das Ehepaar Müller gewann Zuversicht.

Mit 78 Jahren fingen neue gesundheitliche Probleme bei Ehemann Müller an. Im September 2009 verbrachte er vier Tage stationär wegen starken Herzflimmerns in der Universitätsklinik in Berlin.

Wieder zu Hause. Doch Ende Oktober 2009 konnte Mueller plötzlich nur unter Schmerzen Flüssigkeit und feste Nahrung zu sich nehmen. Fuer einen erwachsenen Mann aß er zu wenig und nahm viel zu wenig Flüssigkeit auf. Schnell verlor er, der vom Charakter kein wehleidiger Mann war, sein Gewicht.

Ab November 2009 konnte Herr Müller kaum schlucken und keine feste und flüssige Nahrung mehr bei sich behalten, es lief ihm aus dem Hals heraus, statt die Speiseröhre hinunter. Er hatte gerade am 7. November morgens sich angezogen und zum Frühstück Apfelsaft getrunken, der Saft lief ihm aus dem Halsloch. Wie üblich begleitete ihn seine Frau Annette ins Krankenhaus.
Der Patient wurde wieder weggeschickt. Seine Frau sagte: „Mein Mann hat sich nie wiederholt, wenn er mal Aua sagte, dann war das ein Mal“. Viermal ist der Patient anguckt worden und weggeschickt worden. Die Ehefrau bemerkte die oberflächlichen Untersuchungen und „kochte innerlich: Die haben einfach nicht richtig hingeguckt!“ Die Ehefrau beschwor den Professor und drei andere Ärzte, den Schlucktest zu wiederholen, damit die genau sehen, wo die Flüssigkeit raus lief und so wurde der „Test vor Augen des Professors durchgeführt“. Die blau eingefärbte Flüssigkeit lief dem Patienten aus dem Halsloch und die Arzte gaben Annette Müller recht.

Die Ärtze erkannten, dass eine Operation nötig ist. Der Patient hatte einen Fistelverschluss im Halsbereich und konnte keine Nahrung mehr bei sich behalten. Ausserdem war die Prothese locker geworden. Er hatte schon Tage nicht mehr gegessen und getrunken. Er war schon sehr wacklig auf den Beinen. Als das Ehepaar dann erfuhr, das die OP erst vier Tage später erfolgen sollte, wurde die Ehefrau sehr unruhig, dem Mann ging es schon sehr schlecht. Das Krankenhaus schickte das Paar nach Hause. Auf dem Weg dahin wurde Paul Müller sehr unruhig, fahrig. Diese Verhaltensweise wurde in den folgenden Wochen verstärkt bei ihm. Heute weiß die Ehefrau, warum er im Krankheitsbild eine Psychose entwickelte, die zwar nur Nebenschauplatz war in Anbetracht seines physischen Gesundheitszustandes: Ihr Mann hatte Angst vor der Operation, panische Angst.

Doch, was tun? Annette war sehr besorgt, sie fühlte sich zusätzlich im Stich gelassen. Sie rief den Hausarzt ihres Mannes an, fragte nach Astronautennahrung. Der hatte keine. Die Mitarbeiter des Krankenhauses gaben dem Ehepaar keine flüssige Nahrung mit. Dem Ehemann ging es rapide schlechter, so dass die Ehefrau beschloss, nicht bis zum Montagtermin zu warten, sondern am Samstag in die Notaufnahme des Krankenhauses zu fahren. Der Mann war fahrig und sehr nervös. Seine Haut trocknete permanent weiter aus.

Die Diensteintragung des Arztes am 22.10.2009 fehlte. Nicht einmal die ärztliche Abrechnung erfolgte für die Untersuchungen. Erst auf Anfrage der Ehefrau, bemerkten die leitenden Doktoren, das der Eintrag nicht gespeichert oder Ausversehen gelöscht worden sei. Annette Müller war zu einem Sechs-Augen-Gespräch geladen worden. Später wurde die Eintragung nachgeholt, stellte die Ehefrau nach dem Tod ihres Mannes fest.

Am 9. 11.2009 ist der Ehemann operiert worden.

Das Ehepaar hatte eine Vereinbarung miteinander, sich nie an den Operationstagen zu treffen, da der Partner im Wachwerden ist, zu sich kommen soll. Einen Tag nach der OP hat sich Paul Mueller selbst aus dem Krankhaus entlassen. Annette fand ihn fertig angezogen, höchst aggressiv, im Krankenzimmer vor, er wollte sofort gehen. Ausgerüstet mit einer Magensonde und künstlichen Nahrungsmitteln und mit seiner Unterschrift, dass der Patient freiwillig die Klinik verlässt, verließ das Ehepaar das Krankenhaus. Der Professor hat die Unterschrift akzeptiert, „aber mein Mann stand zu diesem Zeitpunkt schon unter Psychose. Der Professor hätte einen Amtsarzt hinzuziehen müssen.“ Dadurch geriet die Ehefrau zu Hause in eine sehr prekäre Situation.

In seiner scheinbaren Verwirrung und schwer gekennzeichnet von den Strapazen, rief er beim Gehen dem Professor zu: „Wir sehen uns vor Gericht wieder.“ Und zu seiner Frau sagte er: „Wenn Du mich nicht mitnimmst, bin ich morgen tot.“

Mit den Worten ihres Mannes konnte Annette zu dieser Zeit nichts anfangen. War sie doch froh, nach den vergangenen Wochen in Angst um ihren Mann, die erlittene Hilflosigkeit und diese dauernden Krankenhausbesuche und Abweisungen, ihn noch am Leben zu haben. Die Abweisungen gingen so weit, dass sich eine Ärztin bei Annette gar nicht mehr zurückmeldete.

Am 11.9.2009 schob Paul Müller seine Frau höchst aggressiv durch die Räumlichkeiten ihrer gemeinsamen Wohnung, er stand unter Psychose. Annette floh aus der Wohnung zu einer Nachbarin, die sogleich die Feuerwehr alarmierte. So kam er wieder ins Krankenhaus.

Bei Bewusstsein äußerte sich Paul aggressiv und nihilistisch, daher verlegte ihn das Krankenhaus in eine andere große Klinik und dort in die Psychiatrie. Davon wusste die Ehefrau nichts. Am 14.11.2009 erlitt Paul dort einen Herzstillstand. Die Ärzte reanimierten Paul laut Bericht 22 Minuten lang und versetzten ihn ins künstliche Koma. Aus dem konnten sie ihn nicht mehr zurückholen. Die Hirnschäden waren schon zu groß. Nach einer Beratung mit vier Neurologen hat Annette schweren Herzens die lebenserhaltenden Geräte am 19.11.2009 abstellen lassen. Er hätte kein menschenwürdiges Leben mehr führen können, sagten die Neurologen. Am 27.11.2009 verstarb Paul.

Als dramatischen Krankheitsverlauf bezeichneten die Ärtze des Krankenhauses den Vorfall mit dem Patienten Paul Müller.

Es ist alles quer gelaufen, selbst die Ärzte haben sich entschuldigt bei der Ehefrau. „Es ist nicht normal, dass jemand da verhungert und verdurstet“, sagte sie. „Und wir sind laufend in der Ambulanz“. Dem Ehemann war bis zum Tage, an dem er ins Koma versetzt wurde, „bewusst, was mit ihm passierte. Er spürte das langsame, stetige Austrocknen. Er wusste, was mit ihm geschieht“, und eben auch, was nicht.

Die Witwe hat einen dicken Ordner zusammengefasst und wartet aktuell noch auf zwei Gutachten. Eines von der Schlichtungsstelle und eines von der Krankenkasse. Dann überlegt sie, ob sie vor Gericht geht. Aber viel wichtiger ist Annette, ihre Geschichte zu veröffentlichen und Betroffene sowie Ärzte zu sensibilisieren: „Mensch, Herr Doktor! Sehen Sie doch bitte richtig hin!“

Im Jahr 2009 wandte sich die Witwe Annette Müller an die Berliner Zeitung und an den RBB Fernsehkanal. Beide Medien lehnten eine Berichterstattung ab. (fs)