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Wo war der Plan von GM für Elektroautos?

Die Umkehr tut weh.

Meinung zum „Nein“ der Regierungsvertreter zum GM/Opel/Magna-Deal

Berlin, 12.9.2009. Es ist meiner Meinung nach der richtige Schachzug gewesen, dass die deutschen Mitentscheider sich bei der offiziellen Entscheidung für den Favoriten Magna mit einer Enthaltung und eine Gegenstimme aussprachen.

Hätten die Deutschen mit „Ja“ gestimmt, wäre die Bundesregierung erneut einem betriebswirtschaftlichen Auslaufmodell und ihren Verursachern unterlegen gewesen. Die Bureg bleibt so handlungsunfähiger, ist besser positioniert im Spiel, das immer noch läuft und bei dem vor allem die wirklich Verantwortlichen keine Verantwortung tragen wollen, sondern an die Regierungen abgeben wollen. Die Konsequenzen aus einem „Ja“ hätten getragen werden müssen, obwohl klar ist, die Schwierigkeiten für die Arbeitnehmer lösen sich nicht in Luft auf, dafür haben die Automobilkonzerne zu lange denselben Krug zum Brunnen getragen. Seit über einem Jahr ist der endgültig kaputt. Die Bureg einer Sozialen Marktwirtschaft kann keinen Krug stellen, sie kann nur raten, besser spät als nie, einen Krug zu kaufen oder eben rechtzeitig zu produzieren.

Mir ist das zögerliche Innovationsverhalten in der Automobilbranche seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge.

Erleichternd nehme ich die Haltung der Bureg auf, in diesem komplexen Prozess beispielhaft den Deal zu begleiten, im Notfall zu bürgen, aber nicht über eine Rettung von Opel hinwegzutäuschen. Vorüberlegende Kurzarbeit, Beurlaubung oder folgende Sozialpläne retten das Leben, aber nicht den Lebensstandard und nicht das Leistungsvermögen der Mitarbeiter. Das war eine „politische, keine betriebswirtschaftliche Entscheidung“, heißt es von den deutschen Treuhandbeiratmitgliedern, auch wenn die Regierung das „Nein“ nicht nachvollziehen könne, sagte der Regierungssprecher gestern in Berlin.

Die falschen betriebswirtschaftlichen Vorgehensweisen der Automobilkonzerne in der Vergangenheit sind nicht der Bundesregierung zuzuschreiben. Es waren Entscheidungen der Unternehmer. Auf Kosten der Innovationsdynamik, der Umwelt und des Klimas und auf Kosten der Gesundheit und der sozialen Harmonie der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Und, wenn man so will, mit in Kaufnahme von Streits in den Ländern und Staaten, bei denen die Folgen der betriebswirtschaftlichen Umkehr zu spüren sind. Last but not least interessierte sie auch nicht, ihre unternehmerischen Fehler den Politikern als Wahlkampfthema aufzudrücken und damit noch mehr auf die Deutsche Politik Einfluss zu nehmen, nur diesmal mit entgegengesetzter Wirkung. Die Betriebswirte selbst haben mit ihrem Verhalten die Parteien gestärkt, die weder Ahnung vom Wirtschaften haben, noch von einer Sozialen Wirtschaft. Böse Falle, denn Ziel eines Betriebswirtes kann diese Entwicklung nicht gewesen sein, noch hat er sie bewusst gewünscht.

Da diese Größenordnungen systemisch sind (man hat vor hundert Jahren entschieden, statt Elektorautos, Öl- beziehungsweise Benzin betriebene Autos zu produzieren) ist es richtig, sich als Regierung einzumischen. Damit macht auch die Deutsche Regierung die Fehlentscheidungen der Automobilhersteller nicht wieder gut und die Folgen werden noch viele Jahre für viele Menschen zu tragen sein.

Mit einem „Nein“ und einer insgesamt getragenen Zustimmung des Treuhandzirkels für das Magna-Konzept, bleibt die Bundesregierung im positiven, wie im negativen Verlauf bei der Abmilderung des Desasters überhaupt verhandlungsfähig. Nur so, kann weiter verhandelt und bei neuen Forderungen eine standhafte Position bezogen werden. In Lohn und Brot kann die Bundesregierung die Arbeitnehmer nicht halten, die im Zuge der unternehmerischen Reinigungsprozesse aus den Betrieben und aus ihrem Leben als Arbeitnehmer bei Opel & Co. verabschiedet werden müssen.

An sich wird im Studium der Betriebswirtschaft auf Lebenszyklen geachtet. Daher wird die ständige Innovationsbereitschaft für alle unternehmerischen Bereiche gelehrt. Leider lehren nur wenige Professoren das Bewusstsein, Modelle für konstruierte und natürlich gewachsene Produkte und Leistungen zu unterscheiden.

Daher können Betriebs- und Finanzwirte nichts anderes, als betriebs- und finanzwirtschaftlich denken: Sie gehen solange mit dem Krug zum Brunnen, bis der bricht. Sie werden nie schon vorher einen neuen Krug kaufen, vor allem nicht daran denken, es sei denn sie benutzen neben dem Verstand auch mal den Geist, der kann nämlich weit über den aktuellen Tellerrand gucken und forschen. Und der lernt auch von Anderen. (Von Franziska Sylla, LÄ 12.9.2009, fs, 17.42 Uhr)

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