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Roman von Cornelia Wusowski - statt Königsdrama eine Professur.


Von Michael Ermisch

Die Idee der Autorin Cornelia Wusowski zu ihrem Buch "Friedrich der Große, der ungeliebte Sohn" ist hinreißend. Das Buch hätte ein Bestseller werden können, wäre die Schriftstellerin weniger wissenschaftlich vorgegangen.

Cornelia Wusowski entwickelte Leben und Charakter des Alten Fritz an Hand der Vater-Sohn-Beziehung. Sie deutet die jahrelangen, schweren Konflikte zwischen dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm dem Ersten und seinem musisch veranlagten Sohn Fritz, als Antrieb für König Friedrichs persönliche und politische Karriere.

Ein tiefreligiöser, zu Gewalt neigender heterosexueller Buchhalter beginnt seinen eigenen Sohn bereits im Kindesalter zu hassen, so die Geschichte, weil ihm klar wurde, das künstlerisch hochbegabte Kind würde als sein Nachfolger einmal ein besserer König werden, doch der Prinz wächst zu einem homosexuellen Freigeist heran.

Stoff für ein spannendes Drama gibt es zum Bersten genug: Intrigen am Berliner und Dresdner Hof, die Ehe zwischen Friedrich Wilhelm dem Ersten und seiner Frau Sophie Dorothee war von Anfang an im Keim schon widersprüchlich, die Königin war der französisch-englischen Prunksucht verfallen, der König predigte die preußische Sparsamkeit. Der heranwachsende Junge erlebte seine Eltern als hin- und hergerissen, das prägte zwei Seelen in ihm. Sein Vater ließ seinen besten Lehrer verhaften und dessen geheime Bibliothek einziehen. Den Geliebten, Hans Hermann von Katte, ließ Königsvater Friedrich vor den Augen seines Prinzen hinrichten. Jahrzehnte, in denen es herumhurende Kaiser gab, tote Zarinnen und drei schlesische Kriege.

Das alles war damals tatsächlich passiert, doch Wusowski schrieb dieses historische Fleisch den Figuren nicht auf den Leib. Die fleißige Autorin hätte ihren Mut zusammennehmen und es mit dem Königsdrama shakespearescher Dimension aufnehmen können. Tat sie aber nicht. Auf siebenhundertundfünfundsechzig Seiten ist eine überwältigende Masse an Fakten aus dem Leben des jungen Fritz zusammengetragen worden, der seelische Konflikt ist gut herausgearbeitet, die Figuren erwachen aber auf keiner Seite des Buches richtig zum Leben. Es kommen keine Gefühle beim Lesen für die historischen Persönlichkeiten auf.

Unglaubwürdig erscheint es, dass Adelige stets in gestelzten Dialogen reden, zum Beispiel, wenn sie einsam an Fenstern stehen und ihre Gefühle in ausgedehnten Monologen deklamieren. Unglaubwürdig wirkt es auch, die Lebensläufe inklusive Jahreszahlen herunterzurasseln, sobald Adlige sich gegenseitig oder einen anderen Monarchen begrüßen. Das schriftstellerische Getriebe knirschte mit jeder Seite lauter - ärgerlich. "Friedrich der Große, der ungeliebte Sohn" von Cornelia Wusowski, erschienen im Knecht Verlag, ist eine vertagte Chance, einen großen historischen Roman zu schreiben. (me/fs, LÄ 2.6.08, 22.39h)

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